Volltext Seite (XML)
Markt Schorgaster Gutes, die in der Woche vom 9. bis 16. Oktober 1293 von Hermann von Breitenstein und Hiltpolt vom Stein vorgenommen wurde (s. Urk. IV c). Die Echtheit der Urkunde vom 2. Mai ist über allen Zweifel erhaben. Dies ist erstens durch den inneren Zusammenhang der vier Urkunden über den Pro zeßverlauf gesichert. Zweitens ist die Schrift dieselbe wie in drei anderen Urkunden, die zwar in lateinischer Sprache abgefaßt, aber mit den gleichen Schriftzeichen wie unsere Urkunde geschrieben sind. Es sind dies folgende Urkunden: vom 18. 5. 1293 Oppenheim (Reg. Imp. VI 2 Nr. 242) vom 17. 2. 1294 Kaiserslautern (Reg. Imp. VI 2 Nr. 375) vom 30. 10. 1294 Groitzsch (Reg. Imp. VI 2 Nr. 460 61) Die auffallend altertümlichen Sprachformen sind nicht vereinzelt um diese Zeit. Die älteste deutsch verfaßte Urkunde aus dem Egerland vom 24. Sep tember 1298 bietet folgende Sprachformen (Mon Egr I 502): daz wir habin — der nu werdit — mit dem undirscheide — so giwe ich disen brif, bevestint mit meinem ingesigille. Noch weiter zurückweisend erscheint die Sprachform der Urkunde von 1307 (Schm UB I 398): bikennin an disim brivi — gikaufit habin — zu eime seligireti — umi (ihm) und siner husfrawin — alli iari. Selbst 1350 bietet eine Urkunde des Mainzer Erzbischofs (Cod. Dipl. Nassoicus I 3, nr. 2587) auffallend alte Formen: daz sie by irn friheydin blibin — bis uff dysin hudigen dag — es sy mit vesten, lande und Jüdin — dieselbin unsir widirsachen odir yemant andirs — unvirbruchenliche gehaldin werdin. Mit der Klärung der Chronologie der 4 Urkunden ist der Ablauf des Gerichts verfahrens im Grunde bereits dargelegt: der Bischof Arnold von Bamberg hat vor dem Gericht König Adolfs die Klage eingereicht, der Vogt von Weida solle die Burg, die er am Kirchhof von Markt Schorgast gebaut habe, binnen 14 Tagen abbrechen. Gegenüber den drei Zeugen, die für den Bischof be kunden, daß die Burg widerrechtlich gebaut sei, da der Markt dem Gottes haus Bamberg gehöre, führt der Weidaer drei Zeugen an, die aussagen, daß die Burg seit 40 Jahren niemals vom Bamberger Gotteshaus beanstandet oder beansprucht worden sei. Das Gericht setzt den Burggrafen von Nürnberg zum Richter und Obmann ein, vor dem binnen 6 Wochen und 3 Tagen (= 45 Tagen) beide Parteien die Zeugnisse für ihre Rechtsansprüche vorlegen sollen. Zwei Tage nach diesem Gerichtsbeschluß beauftragt König Adolf den Burggrafen als Obmann und die genannten sechs Zeugen als Urteilsfinder, auf ihren Eid zu erkunden, wie überhaupt Heinrich von Weida zu den Gütern in Schorgast gekommen sei, von denen der Bischof behaupte, daß sie Kirchengut seien, während der Weidaer angebe, sie vom Grafen Hermann von Orlamünde zu Lehen zu haben. Die Frist läuft ab, ohne daß der Weidaer dem Gericht das verlangte Zeugnis für die Berechtigung seiner Ansprüche liefert, während der Bamberger Bischof einen procurator, einen Sachwalter, zur Vertretung seiner Ansprüche schickt. So hat das Gericht leichte Entscheidung: weil Hein rich von Weida nicht erschienen ist, noch sich entschuldigt hat, spricht es die Vogtei Schorgast dem Bischof zu. Die Rechtsauffassung, daß verliert, wer nicht erscheint, ist mittelalterlich, einen Parallelfall bietet die Urkunde von 1347 (Schm UB I 890). Das Erkundungsergebnis des Burggrafen von Nürn berg und der ihm beigegebenen sechs Urteilsfinder wird, wenn es überhaupt vorgelegt worden ist, völlig außer acht gelassen. Die beiden ritterlichen