Volltext Seite (XML)
legte Variante, daß die Ansatzkante des Bodens schräg abgeschnitten ist, die Bodenfläche aber die Abhebestruktur zeigt wie die Böden mit Überquellrand. Leicht konkave Bodengestalt ist die Regel. Auch die Technik der Ausformung der Bodenmarke muß noch als ungeklärt angesehen werden. Das häufige Auftreten der Bodenmarke im Vogtland ist bekannt 440 ). Die vorherrschende Form ist das einfache Radkreuz, auch andere Formen treten auf 441 ). Wahr scheinlich ist die Bodenmarke auf dem Boden der Napfkachel für das Vogt land charakteristisch. Hier ist sie ebenso häufig zu finden wie auf Töpfen, was in dem nördlich angrenzenden Westsachsen nach dem möglichen Über blick nicht der Fall zu sein scheint. Hinweise für einen Stempel im eigent lichen Sinne sind an keinem Boden der bearbeiteten Bodenscherben festzu stellen und auch sonst dem Verfasser unbekannt geblieben 442 ). Dagegen gibt es Hinweise, daß die Marke in der Unterlage, auf der der Topf gedreht wurde, eingeschnitten war. Die von H. Nadler dargestellte Art der Töpfersäule bietet zwar eine technisch lösbare und mögliche Erklärung 443 ), zieht aber folgerichtig nach sich, daß alle auf einer Säule getöpferten Gefäße den gleichen Boden durchmesser innerhalb des Überquellrandes und im Falle des Vorhandenseins von Bodenmarken gleiche Bodenmarke und gleicher Bodendurchmesser er scheinen müßten. Diese Forderung hat sich nach den Beobachtungen des Ver fassers am hier vorgelegten Material, das unzureichend ist, und bei den darüber hinausgreifenden Studien in südwestsächsischen Museen, die un systematisch erfolgten, nicht bestätigt. Zur Prüfung bietet sich deshalb eine andere Hypothese an, daß die Herstellung auf einer Formunterlage, die durch Zapfen auf dem Scheibenoberteil eingerastet war, erfolgte. Zu einer Scheibe gab es viele Formunterlagen. Das Gefäß wurde mit der Formunterlage, auf der gegebenenfalls eine Bodenmarke eingeschnitten war, von der Scheibe ge hoben und erst nach begonnener Trocknung des Tones von der Unterlage gelöst. Die sauber geglätteten Böden und solche mit Brettabdruck sind in der von E. Schirmer geschilderten Art und Weise gleichfalls vorhanden 444 ). Im Bereich der Napfkacheln ist das Bild undifferenziert. Die unglasierten, glim merhaltig gemagerten, schmutzig- und weißgrauen Stücke variieren stark. Neben schlichten Innenböden sind solche mit reliefartig herausgearbeiteter, konzentrisch angeordneter Verzierung sehr häufig. In Planschwitz-Stein und Türbel begegnen die 1954 abgebildeten Variationen bis auf die Wirbel rosette 445 ). Keulenprofile und solche mit Innenkante laufen offenbar neben einander her. In Türbel überrascht die Häufigkeit relativ flacher Kachel formen, die zumindest für die zwei Bruchstücke aus der Nordostecke der 440) E. Schirmer, Die deutsche Irdenware des 11.-15. Jahrhunderts, Jena 1839. S. 58 ff. - H. Nad ler, Ausgrabungen auf der Burg Göltzseh, in: Photographie und Forschung 2. Heft 8. 1938, S. 247. 441) Z. B. Plauen-Dobenau, G. Billig, Ur- und Frühgeschichte des sächsischen Vogtlandcs, Museumsreihe 5, S. 91. Abb. 56 - Kapellenberg, Berthold-Näbe, Ausgrabungen auf dem Ka- pellenberg bei Schönberg, in: Mitteilungen des Vereins für vogtländische Geschichte und Altertumskunde - Wiedersberg, unpubllziert, Heimatstube Wiedersberg - Eibenstock, Teufels schloß, Glück auf 45, 1925, S. 148 f. und S. 219 ff. 442) Bis auf eine Ausnahme aus dem Stadtkern von Karl-Marx-Stadt, freundlicher Hinweis von Herrn Dipl. phil. H.-J. Vogt. 443) H. Nadler, Manuskript - resümierende Wiedergabe in: Museum Göltzseh, Stadt Rode wisch, Museumsführer, o. J., S. 8 f. 444) E. Schirmer, Die deutsche Irdenware des 11.—15. Jahrhunderts, Jena 1939, S. 53. 445) G. Billig, Ur- und Frühgeschichte des sächsischen Vogtlandes, S. 94. Abb. 64.