Volltext Seite (XML)
Grunde der Kellerausmeißelung fanden sich zwei sich in der Form gut ent sprechende Töpfe (Abb. 37). Dies zeitigt wiederum eine Übereinstimmung mit der urkundlichen Erwähnung. Man gewinnt die Möglichkeit, diesen Erweite rungsbau, dem das Tonnengewölbe und der Fluchtgang klar zugeordnet sind und dem der Lage nach die ganze Außenburg mit der eingetieften Tor situation zugeschrieben werden muß, mit dem ersten urkundlich faßbaren Besitzer, eben Eberhard von Türbel (siehe S. 207), zu verbinden. Die gesamte Anlage wäre aber unverständlich, wenn wir nicht eine noch ältere Schicht voraussetzten, die auf den Bühl beschränkt ist. Ihre Einzel heiten und ihre Zeitstellung ruhen im Boden des unangetasteten Kernwerks. Versuchen wir die Sachlage abzuschätzen, so stoßen wir, wenn wir die Ver bindung Eberhard — älteste Erweiterungsbauten aufrechterhalten, auf zwei Möglichkeiten: 1. Das Kernwerk stammt aus der Mitte des 13. Jahrhunderts und fällt wie Stein in die zweite Burgenbauphase; oder 2. das Kernwerk bestand lange — nahezu ein Jahrhundert — als kleine Anlage vorher und reicht damit an die Zeit der Erschließung des Landes zurück. Fassen wir aber die beiden sich so genau entsprechenden Gefäße als zufällige späte Ein schlüsse auf, oder denken wir an die Möglichkeit, sie noch ein paar Jahr zehnte höher zu datieren, so können wir die Erweiterung in die Generation vor Eberhard (vor 1298) setzen und stehen damit in Parallele zum Laneck- haus (1267 terminus ad quem), dessen topographische Ähnlichkeit schon dar gelegt wurde (s. S. 295). Für diese Möglichkeit spricht der Umstand, daß das Laneckhaus sicherlich mit dem Verlust der straßbergischen Streubesitzungen im Altsiedelgebiet schon um 1276 seine Bedeutung verlor, das heißt, die Tor gasse und damit die gesamte Außenburg müßte spätestens im dritten Viertel des 13. Jahrhunderts erbaut sein (s. S. 274). Damit ergäbe sich für die Bühle von Türbel und Laneck ein noch höheres Alter, wofür vorerst stichhaltige Beweise fehlen. Da der urkundliche Befund nur die spätere Funktion als munitio des Vogtes angibt und der Bühl unangetastet ist 265 ), können wir die ursprüngliche Bestimmung der Wehranlage Türbel nicht umreißen. Trotz allem ermöglichen die angeführten Spekulationen die Vermutung, daß in Türbel der Charakter als munitio der Vögte sekundär ist und eventuell vor her eine kleine Anlage anderer Art vorhanden war. Das bleibt freilich unbewiesen. Zu ergänzen wäre in diesem Zusammenhang, daß auch die Kirchspielgrenzen, die sich noch in der modernen Kreisgrenze spiegeln, dafür sprechen, daß die Zusammenfassung der drei Anlagen Stein. Plaschwitz und Türbel als Festen der Vögte von Plauen sekundärer Art ist. Stein und Planschwitz gehörten ursprünglich kirchlich nach Taltitz, das die Mutterkirche des im 14. Jahr hundert abgetrennten Filials Planschwitz war 266 ). Türbel mit Pirk dagegen pfarrte nach Geilsdorf. Hier sind die Verhältnisse undurchsichtiger, da die Pfarre Geilsdorf unter gewissen Verschiebungen, die auch Türbel betreffen könnten, im 15. Jahrhundert auf Betreiben der Säcke errichtet wurde. Ur- 265) Das 1939 aufgedeckte Bauwerk ist zeitlich nicht festzulegen: siehe S. 226 und Anin. 24. 266) L Bönhor, Die Parochie Plauen und ihre Entwicklung im Zeitraum von 1122 bis 1965, in: Mitteilungen des Altertumsvereins zu Plauen 1. V. 19, 1906, S. 72 f.