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Gruben mit ausgehöhltem Baumstamm als „Sitzbecken“ wurden in dem er grabenen Gelände an der Lohstraße insgesamt dreimal gefunden. Das zweite „Sitzbecken“ gehört zu einem Grubenkomplex, der durch spätere Einbauten stark gestört wurde. Gruben B, C und D Die zu einem Komplex gehörenden Gruben B, C und D (Abb. 4) haben unter schiedliches Alter und gehörten zum Teil ursächlich nicht zusammen. Die Gruben B und C sind die älteren; ihre Bauweise ist die gleiche, und sie standen wahrscheinlich ursprünglich in funktionellem Zusammenhang. Beide Gruben waren sogenannte Nutenpfostenbauten: Vier senkrecht stehende ge heilte Pfosten trugen an zwei Flächen Nuten, in denen horizontal, an den Enden für eine Passung zurechtgehauene Halbhölzer und Bohlen steckten. Während Grube B aber nur 0,90 m tief war (von 0,95 m bis 1,85 m unter der Oberfläche), dazu nach unten enger wurde (Abb. 5, die eine vollkommen er haltene Wand maß oben 0,65 m und unten 0,55 m Breite), konnte Grube C in einer Gesamttiefe von 2,40 m ermittelt werden (von 0,80 m bis 3,20 m unter der Oberfläche). Pfosten und Wände der Grube standen senkrecht, die lichte Weite der Grubenöffnung betrug 1,30 m X 1,55 m. Beide Gruben wiesen in den untersuchten Bodenprofilen schmale Baugruben auf. Auf Grube B war noch ein Rest eines runden ausgehöhlten Baumstammes zu finden, er stand auf einer von zwei Bohlen, die quer über der Grube lagen und ursprünglich wohl die Auflager des gesamten „Sitzbeckens“ darstellten. Aus dem Rest konnte ein lichter „Sitzbecken“-Durchmesser von 0,80 m er rechnet werden. Der Grubeninhalt brachte reichlich Keramik, fast ausschließ lich unglasierte gelbgraue Ware, für die eine zeitliche Festlegung vom 14. Jahr hundert bis zum 15. Jahrhundert am ehesten anzunehmen ist. Drei Gefäße aus dem Bestand wiesen eine rein zweckbestimmte Innenglasur bei sonst gleicher Materialbeschaffenheit den anderen unglasierten Gefäßen gegenüber auf. Obwohl die überwiegende Mehrzahl der Gefäße vollkommen erhalten ge borgen werden konnte, wäre es ein Irrtum, anzunehmen, die an sich kleine und auch flache Grube sei eine Kellergrube gewesen und barg ein Gefäßdepot. Die Gefäße befanden sich in situ regellos in einer typischen Abfallmasse, Fä kalie gemischt mit dunkelbraunem lockeren Modder. Der Inhalt des noch erfaßten Restes von Grube C war eine feste homogene Fäkalie ohne jeglichen Keramikeinschluß. Diese beiden Gruben wurden zum Teil zerstört bei dem Bau von Grube D (Abb. 6 und 7), der einzigen aller Gruben, von der Zeichnungsvermerke in den Bauakten gefunden wurden 4 ). Über das Alter von Grube D sagen die Akten nichts aus, sie muß vor 1868 gebaut worden sein. Sie war ein Holz blockbau, die lichten Weiten betrugen 1,10 X 2,70 m, die Tiefe maximal 1,80 m (von 0,60 m bis 2,40 m unter der Oberfläche). Balken aus Fichtenholz 4) In den Bauakten vom Grundstück „Lohstraße 10 — Flurstück 322" ist auf einer Zeichnung vom 12. 2. 1868, die den Gesamtquerschnitt der damaligen Bebauung darstellt, Grube D wieder gegeben mit einer Tiefe von 2 Ellen (eine Elle = 0,566 m). In derselben Akte ist später auf einer Zeichnungslichtpause vom 3. 9. 1929 die Grube in der Aufsicht als Abortgrube noch erkennbar, sie wurde zu dieser Zeit noch genutzt.