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STADTKERNFORSCHUNG IN KARL-MARX-STADT GRABUNG LOHSTRASSE Von Harald W. Mechelk Angeregt durch verschiedene Befunde, die im Stadtkern von Karl-Marx-Stadt im Zuge der Neubebauung der Innenstadt bei entsprechenden Ausschachtun gen entdeckt wurden (Innere Klosterstraße, Agricolahaus, Jakobikirche, Markt), konnte vom Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden in Verbin dung mit dem Stadtbauamt (damals Entwurfsbüro des Chefarchitekten beim Rat der Stadt) eine planmäßige Stadtkernforschung in Karl-Marx-Stadt an gestrebt werden. Nach anfänglichen kleineren Untersuchungen an der Inneren Klosterstraße und im zerstörten Teil der Jakobikirche im Herbst 1954 1 ) wur den für die Jahre 1955—1957 größere Untersuchungen geplant. Die Grabungen begannen im Dezember 1955 an der Lohstraße, auf dem Geländestück, das von den Straßenzügen Lohstraße, Kirchgäßchen und Im Winkel eingeschlos sen wurde. Zunächst wurden drei Schnitte untersucht, die Aufschluß darüber geben sollten, inwieweit moderne Bauten den Untergrund gestört hatten. Vor den Grabungen wurden alle im Ratsarchiv noch vorhandenen Bauakten der ent sprechenden Grundstücke herangezogen, um darin angegebene Unterkelle rungen, neuere Gruben, Kanalisationen usw. bereits durch die Suchschnitte zu umgehen; daneben hatten diese aber die Aufgabe, Bauaktenangaben zu kontrollieren. Nach Auswertung der Befunde in den Suchschnitten, deren Verlauf auf dem Gesamtplan zu ersehen ist (Abb. 1), wurde die zu ergrabende Fläche aus gewählt. Insgesamt konnten 205 m 2 untersucht werden, dabei deckte man fünf Grubenkomplexe neben anderen wichtigen Befunden auf. Ohne Rück sicht auf die Grabungsreihenfolge sollen im folgenden zunächst die einzelnen Komplexe beschrieben werden. Die Keramik wird im Anschluß daran ge sondert behandelt. Grube A Diese Grube (Abb. 2) ist aus Holzbalken im Blockverband gebaut, die lichten Maße waren: Länge 1,60 m, Breite 1,40 m und Tiefe 1,90 m. Teilweise war die Grube durch schwache Rundhölzer und starke bohlenartige Bretter ab gedeckt. Auf einer freigebliebenen Öffnung von etwa 0,75 m X 0,95 m im Lichten stand ein Baumstammrest von etwa 1,10 m Mächtigkeit mit einer 0,80 m starken Aushöhlung (Abb. 3). Durch diese Aushöhlung wirkte der 1) Vgl. H. Richter und H. W. Mechelk, Stadtkernforschung in Karl-Marx-Stadt, in: Ausgrabungen und Funde 1, 1956, S. 96 «.