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durch eine verbesserte Brenntechnik, Tonzusammensetzung (weißer Kern, kaum noch quarzgemagert), geringere Wandstärke (0,3—0,6 cm), Farbe, Form und Randgestaltung sowie die Anwendung der Drehscheibe. Die Gefäße sind zumindest teilweise noch in Wulsttechnik aufgebaut, und nur die Schulter- und Randpartie ist abgedreht 23 ). Anstelle der slawischen, meist mit mehr zinkigen Geräten angebrachten Verzierungen, bilden einfache, flüchtige Wellenlinien oder unregelmäßige Gurte die wesentlichen Verzierungselemente. Dazu gesellen sich häufiger vertikale oder schräge Kerben und Punkte auf der Schulter 24 ). In der Randgestaltung überwiegen einfache, zum Teil mit Innenkehle versehene Formen mit senkrecht abgestrichenem Rand. Das Karl- Marx-Städter Gefäß wird am ehesten in den oben umschriebenen Formen kreis einzuordnen sein, wobei offengelassen werden muß, inwieweit slawi sche Traditionen nachklingen bzw. sich Einflüsse aus Böhmen geltend machen 25 ). Damit wäre das Gefäß der bisher älteste Fund aus dem Stadtgebiet. Da er in offensichtlich sekundärer Lage aufgefunden wurde, ist seine Aussagekraft für die topografische Entwicklung des alten Chemnitz von geringer Bedeu tung. Diese wird sich in dem Moment erhöhen, wo uns einwandfrei strati- grafisch gesicherte, gleichzeitige Funde zur Verfügung stehen. Möglicherweise steht der Fund mit dem um 1143 gegründeten Benediktinerkloster Chemnitz in Zusammenhang, das in den ersten Jahrzehnten enge Verbindungen mit dem Kloster Pegau an der Weißen Elster hatte 26 ). 23) Unter den entsprechenden Funden von der Wiprechtsburg in Groitzsch, Kreis Borna, konnte diese Beobachtung sehr häufig gemacht werden. Allerdings scheinen ähnliche, ein deutige Funde aus dem Stadtkern von Leipzig sehr selten vorzuliegen. Vgl. L. Langhammer, a. a. O., dazu auch R. Moschkau, a. a. O., S. 94. 24) Auch hier sei wieder Groitzsch, Kreis Borna, herangezogen. Für das Altenburger Gebiet, vgl. E. Frauendorf, Slawische Bodenfunde aus dem Kreise Altenburg (Thüringen), in: Mit teilungen der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes 15/1, 1938, S. 43 ff., bes. S. 65 f. Für Leipzig vgl. L. Langhammer, a. a. O. 25) Eine gegenseitige Beeinflussung der deutschen und sorbischen Ware läßt sich zum Beispiel im Rochlitzer Gebiet unschwer erkennen. Es sei auch an das Münzgefäß vom Gerstenberg, Kreis Altenburg, erinnert (vgl. zuletzt H. Rempel, a. a. O., S. 184, Anm. 30). Böhmische Ein flüsse scheinen sich in einem größeren Gebiet des nördlichen Erzgebirgsvorlandes und des Erzgebirges im 12. Jahrhundert in der Keramik bemerkbar zu machen. Allerdings steht eine umfassende Bearbeitung im Augenblick noch aus. 26) Vgl. W. Schlesinger, a. a. O., S. 82 ff. Die Zeichnungen werden H. Möckel (1, 7, 8, 10), R. Kirsten (4, 6) und G. Wiedenbeck (9 und 12) verdankt. Fotos: W. Baumann (2), H. Vogt (3, 5) und R. Koch (11). Sämtlich Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden.