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Abb. 12. Karl-Marx-Stadt, Ausschachtung für den Hauptsammler Ecke Wilhelm- Pieck-/Innere Klosterstraße, Gefäß des 12. Jahrhunderts. 1:2. Kerben betont. Der fast senkrecht abgeschnittene Rand ist gekehlt und weist um laufend leichte Beschädigung auf. Das Gefäß ist hauptsächlich handgearbeitet. Das belegen sowohl vorhandene schmale Rillen als letzte Reste der übereinandergeleg ten und schlecht verstrichenen Wülste als auch die deutlich sichtbare Asymmetrie des Gefäßes. Der Rand ist offensichtlich mit dem Formenholz gearbeitet worden. Die Farbe ist graubraun mit helleren, mehr grauen Flecken. Ton fast weiß, unter schiedlich fein quarzgemagert, hart gebrannt. Höhe 5,7 cm; größte Breite 5,8 cm; Mündungsdurchmesser 4,2 cm; Wandstärke 0,25 cm bis 0,55 cm; Bodenstärke 0,7 cm. Schloßmuseum Karl-Marx-Stadt, Inventar-Nr. 58/31. Abb. 11 und 12 Das Gefäß findet in dem bisher aus Karl-Marx-Stadt bekannt gewordenen Material keine Parallelen. Auch aus Sachsen sind bisher offenbar keine Ent sprechungen beizubringen. Mit dem verhältnismäßig plump gestalteten Unter teil und der eingezogenen Halspartie wäre es noch am ehesten einigen von Väna den Flaschen zugeordneten Gefäßen an die Seite zu stellen, wie etwa dem Fund von Luznice (okr. Veseli n. Luz.) 21 ). Wenn auch gewisse Überein stimmungen mit einigen Gefäßen vorhanden sind, so deuten doch verschie dene Merkmale auf eine etwas jüngere Zeitstellung hin. Im Gebiet zwischen Weißer Elster und Pleiße entwickelten sich am Ende des 11. und zu Beginn des 12. Jahrhunderts aus der slawischen Keramik unter dem Einfluß der im Zuge der deutschen Ostbesiedlung einwandernden Siedler Ubergangsformen zu der seit dem 13. Jahrhundert dominierenden blaugrauen Keramik 22 ). Diese Gefäße unterscheiden sich von der slawischen Keramik 21) Z. Vna, Lahvovit tvary v zäpodoslovanskö keramice, in: Pamätky archeologick XLVII, 1956, S. 105 ff., Abb. 15,5 (mit deutschem Resümee). 22) Vereinzelte Hinweise auf diese Keramik bereits bei J. Kretzschmar, Frühdeutsche Tonware des 10.—12. Jahrhunderts n. Z. im nordwestlichen Sachsen, in: Sachsens Vorzeit, 5. Jg. 1941, S. 98 ff. - (z. B. Fund aus der Umgebung von Zeitz, S. 106, Abb. 5). Die gleiche Keramik, z. T. rotgebrannt, machte B. Brause aus der Umgebung Geras bekannt. Vgl. B. Brause, Spätsla wisch-frühdeutsche Siedlungsrunde in Unterröppisch (Ldkr. Gera), in: Die Fundpflege 2, Jahr gang 1934, S, 33 ff; vgl. auch H. Rempel, Die sorbische Keramik in Thüringen, in: Praehi- storische Zeitschrift, XXXVII, 1959, S. 175 ff.; neuerdings genauer durch die Leipziger Stadt kernforschung bekanntgeworden und von L. Langhammer herausgearbeitet. Vgl. L. Lang hammer, Die Keramik des 9.-12. Jahrhunderts im Gelände der Burg Leipzig, in: Stadtkern forschung In Leipzig, Teil I. Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte 4. 1960, S. 86 ff. - Auch H. Küas, Architektur und Keramik in der St. Kilianskirche zu (Bad) Lausigk, in: Aus grabungen und Funde, 5, 1960, S. 102 ff. - R. Moschkau, Mittelalterliche Keramik aus Markran städt, Lkr. Leipzig, in: Ausgrabungen und Funde, 6, 1961, S. 91 ff. Auf das Vorkommen einer sehr ähnlichen, wenn nicht der gleichen (der weißgrauen) Keramik im Osten von Sachsen- Anhalt weist P. Grimm, a. a. O., S. 91 f. hin.