Abb. 8. Karl-Marx-Stadt, Innere Klosterstraße. Nordteil des Ostproflies in der Bau grube Innere Klosterstraße. Schicht 4. Bruchstück einer blaugrauen Schüssel. 1:4. Aus einigen ergänzbaren Gefäßteilen ist ersichtlich, daß es sich bei beiden Keramikarten durchweg um schlichte Töpfe mit abgesetztem Rand, weicher Schulterpartie und steilem Unterteil handelt. Henkel fehlen bisher. Aus den vorgelegten Beobachtungen ergibt sich sowohl eine relative wie auch absolute chronologische Fixierung. Die relative Festsetzung ist bereits durch die Lage der einzelnen Schichten zueinander gegeben. Sowohl Schicht 4 des südlichen Profiles wie die Schichten 2 und 4 des nörd lichen Proflies liegen unter einem ausgedehnten, mit größeren Unterbrechun gen in der ganzen Baugrube feststellbaren Brandhorizont, dem im südlichen Teil der Grube noch ein Aufbauhorizont (Holzspäneschicht) folgt. Die weite Verbreitung der Brandschicht und ihre, vor allem im Süden beachtliche Stärke deuten auf einen ausgedehnten Brand im Mittelalter hin. Historisch überliefert ist der die ganze Stadt vernichtende Stadtbrand von 1333, dem neben dem gesamten Häuserbestand auch die an der Stelle der heutigen St. Jacobikirche zwischen 1210 und 1230 erbaute romanische Marktkirche zum Opfer fiel 4 ). Der Zerstörungshorizont der Kirche konnte bei den Aus grabungen in annähernd gleicher Tiefe wie bei der etwa 15 m von der jetzigen Kirche entfernt gefundenen Brandschicht gefaßt werden 5 ). Der bei unseren Untersuchungen gefundene Brandhorizont darf als die Fortsetzung des Zer störungshorizontes der Kirche aufgefaßt werden und ist somit für das Jahr 1333 als gesichert zu betrachten. Damit ist für das alte Chemnitz ein erster zeitlicher Fixpunkt geschaffen, der eine genauere Datierung der angeschnit tenen Schichten erlaubt. Eine Datierung der blaugrauen Keramik aus dem an Karl-Marx-Stadt nörd lich anschließenden mitteldeutschen Bereich zu übernehmen, ist bei der Gleichförmigkeit des Materials zu rechtfertigen 6 ). Das früheste Auftreten der blaugrauen Standbodengefäße östlich der mittleren Saale dürfte im ersten Viertel des 13. Jahrhunderts liegen 7 ). Diese Keramik hält sich mindestens bis 4) Vgl. H. Richter und H. Mechelk, a. a. O., S. 101. 5) Freundliche Mitteilung von Herrn Dipl.-Ing. H. Richter. 6) Vgl. E. Schirmer, Die deutsche Irdenware des 11.-15. Jahrhunderts im engeren Mitteldeutsch land. Irmin Bd. I, Jena 1939, S. 67 und S. 72. 7) Vgl. E. Schirmer a. a. O., S. 68. Auch die blaugraue Kugeltopfware ist erst für die ersten Jahrzehnte des 13. Jahrhunderts (1220) im Arbeitsgebiet P. Grimms nachweisbar. P. Grimm, Zur Entwicklung der frühmittelalterlichen Keramik in den Bezirken Halle und Magdeburg, in: Praehistorlsche Zeitschrift XXXVII, 1959, S. 72 ff.