Volltext Seite (XML)
kultur zutage kam. So haben wir z. B. alle Einzelfunde an dünnblattigen Feuersteinbeilen (Flachbeile) nicht im Katalog aufgeführt, obwohl man sie in unserem Gebiet mit großer Wahrscheinlichkeit zur Kugelamphorenkultur stellen kann 4 ), denn diese ist hier als einzige derjenigen Kulturen vertreten, für welche solche Beile charakteristisch sind 5 ). Zum anderen möchten wir auf der Grundlage des Fundstoffes, der übrigens seit Priebes Aufstellung beträchtlich angewachsen ist, untersuchen, ob sich Priebes These, die Westgruppe der Kugelamphorenkultur sei zeitlich und räumlich nicht deutlich zu gliedern 6 ), aufrechterhalten läßt. Das Material unseres Arbeitsgebietes eignet sich recht gut für eine solche Untersuchung, da unser Gebiet, obwohl im Nordwestteil schon zum geschlossenen mittel deutschen Siedlungsgebiet gehörend, in seinem Großteil das räumliche und kulturelle Bindeglied zwischen der mitteldeutschen und der böhmischen Siedlungskammer bildet. Wenn wir die Fragen nach der Herkunft der Kugelamphorenkultur, dem Ver hältnis zwischen der Westgruppe und den Ostgruppen 7 ) sowie ihrem Verhält nis zu anderen Kulturen auch nicht an Hand des Fundstoffes aus unserem Arbeitsgebiet beantworten können, so wollen wir doch darzustellen versuchen, welche Lösungen uns auf der Grundlage des gegenwärtigen Forschungsstandes am wahrscheinlichsten erscheinen. Gerade die Neolithforschung hat in den letzten zwanzig Jahren zahlreiche neue Ergebnisse erzielt, auf deren Hinter gründe auch über die Kugelamphorenkultur neue Aussagen möglich sind. Wir verweisen hier besonders auf die chronologischen Untersuchungen U. Fischers 8 ) und G. Mildenbergers 9 ), welche das Nebeneinander fast aller neolithischen Gruppen Mitteldeutschlands 10 ) in ein gestaffeltes Nacheinander auflösten, auf die zahlreichen Arbeiten tschechoslowakischer Forscher zu Problemen des jüngeren Neolithikums 11 ) und die Forschungen C. J. Beckers zum Neolithikum Skandinaviens 12 ). Leider liegt bis jetzt keine umfassende Bearbeitung der “) Vgl. O.-F. Gandert, Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung von Berlin, in: Archacologia Geo graphica 7, 1958, S. 8 ff. 5) U. Fischer, Die Gräber der Steinzeit im Saalegebiet, Berlin 1956, S. 229. 6 ) H. Priebe, a. a. 0., S. 40. 7 ) Nach T. Sulimirski, Polska przedhistoriczna II, London 1957—1959, S. 271, bildet die Kugel amphorenkultur in Osteuropa mehrere Lokalgruppen. 8) U. Fischer, Über Nachbestattungen im Neolithikum von Sachsen-Thüringen, in: Festschrift des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 3, 1953, S. 161 ff. °) G. Mildenberger, Studien zum mitteldeutschen Neolithikum, Leipzig 1953. 10 ) Zuletzt zusammenfassend P. Grimm, Zur inneren Gliederung der mitteldeutschen Jungsteinzeit, in: Marinus 32, 1940, S. 379ff. 11) Einen guten Überblick mit älterer Literatur geben die entsprechenden Referate in L’Europe ä la fin de Page de la pierre. Actes du Symposium consacre aux probUmes du N6olithique europeen, Prague-Liblice-Brno 5—12 octobre 1959, Praha 1961. 12) C. J. Becker, Mosefundne lerkar fra yngre stenalder, in: Aarbger 1947 (1948), S. I ff.; der»., Mittel neolithische Kulturen in Skandinavien, in: Acta Archaeologica 25, 1954, S. 49ff.