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wie die Orientierung nach Gräberfeldern, die antipodische Nebenorientierung, die Dominanz einer Seitenlage und die vom Geschlecht unabhängige Lage und Orientierung der Toten zu nennen. Die Fortdauer dieser Elemente muß für jedes Gebiet gesondert untersucht werden. Für Mitteldeutschland wurde die Konstanz einiger solcher Züge bis zum Auftreten grundlegend neuer Erschei nungen besprochen. Dieser Wandel setzt in voneinander unabhängigen Räumen zu verschiedenen Zeiten und in abgewandelter Form ein 88 "), wie sich 88 «) Als ein weiteres Beispiel können wir das Gebiet Polens und der Westukraine betrachten, wobei hauptsächlich die in den letzten zwei Jahrzehnten veröffentlichten Angaben über Bestattungen des Donauländischen Kreises herangezogen werden sollen. Der Linienbandkeramik gehören anscheinend sieben nach 0 und W orientierte Hockergräber von Giebultow an (A. Dzieduszycka, Gräberfeld und Siedlung der älteren Bandkeramik in Giebultow, Kr. Krakow (poln.), in: Materialy Archeologiczne 1, 1959, S. 23—43). Der Boden der Grube 7 wies Spuren eines Feuers auf, der obere Teil des Skelettes war verbrannt. Von Grddek Nadbuzny stammt eine 0- W orientierte Grabgrube, die nur Fragmente verbrannter Skclettreste und Gefäße sowie Holzkohleteilchen enthielt (E. Kempisty, Das erste Grab der Linienbandkeramik im Gebiet Lublin in Grddek Nadbuzny, Kr. Hrubieszdw (poln.), in: Wiadomosci Archeologiczne 28, 1962, S. 284 f.). Ein ähnliches Brandgrab rnit 6 Gefäßen wurde bereits früher in Schlesien entdeckt (W. Nowothnig, Das erste Brandgrab der Jordansmühler Gruppe in Schlesien, in: Altschlesische Blätter 13, 1938, S. 7 —9). Ein ähnlicher Befund (Noten kopfkeramik) wurde in Nezvisko in Podolien bekannt. Hier wurden u. a. 18 Gefäße gefunden (E. K. Cernys, Ausgrabungen beim Dorf Nezvisko, Geb. Stanislav (russ.), in: Kratkie soobenija IA 4, 1955, S. 142—-144). Auch in der Tripoljekultur kommen teilweise Brandbestattungen vor. Die Gräber des Lengyel-Kreises von Brze Kujawski mit ihren nach S orientierten, vorwiegend rechten Hockern, wurden w. o. bereits genannt. Die seitdem bekannt gewordenen Gräber der be malten Bandkeramik von Igolomia, Biskupin, Strzyzow, Werbowice-Kotordw und Zlota bestätigen dieses Bild (W. Bender, Forschungen in Grddek Nadbuzny, Kr. Hrubieszdw im Jahre 1955 (poln.), in: Sprawozdania Archeologiczne 3, 1957. S. 168 ff.; J. Dabrowski, T. Wislanski, Vorläufiger Bericht über die Ausgrabungen der Station 18 von Biskupin, Kr. Znin (poln.), in: Sprawozdania Archeolo giczne 5, 1959, S. 89; L. Gajewski, Bericht über die Forschungen des Jahres 1957 in Igolomia, Kr. Proszowice und Umgebung (poln.), in: Sprawozdania Archeologiczne 8/1959, S. 17—44; F. Maci- jewski, Z. Rajewski, F. Wokroj, Besiedlungsspuren der sog. Brze-Kujawski-Kultur in Biskupin, Kr. Znin (poln.), in: Wiadomosci Archeologiczne 20, 1954, S. 67—79; S. Nosek, Die Kultur der bemalten Bandkeramik im Gebiet Lublin (poln.), in: wiatowit 21, 1955, S. 125—138; S. Nosek, Materialien zu Forschungen über die alle und frühmittelalterliche Geschichte des Gebietes zwischen Weichsel und Bug (poln.), in: Annales universitatis Mariae Curie-Skodowska, Sectio F, Vol. 6, 1951, Lublin 1957, S. 55, 217 f. u. a.). Die radialverzierte Keramik bildet in Polen den Abschluß des bandkeramischen Zyklus. Hier wurden bisher mir rechte Hocker festgestellt (S. Cemelka, Gräber der radialverzierten Keramik und der Schnurkeramik in Zeslawice, Kr. Krakow (Nowa Huta) (poln.), in: Materialy Archeologiczne 1, 1959, S. 81 -90; S. Cemelka, Bericht über Ausgrabungen der Jahre 1953/55 in Zeslawice (Nowa Huta) (poln.), in: Sprawozdania Archeologiczne 4, 1957, S. 31 38 u. a.). Eine Orientierung nach dem Westen ergaben einige unweit des südlichen Bug in Zvenigorod aus gegrabene Hocker, die einer Endphase der Bandkeramik zugewiesen werden (I. K. Svenikov, Ein Gräberfeld im Dorf Zvenigorodka, Geb. Lemberg (russ.), in: Kratkie soobscenija 1IMK 63, 1956, S. 57—69). Wir finden also auf dem Gebiet Polens innerhalb des Donauländischen Kreises eine Mitteldeutschland entsprechende Abfolge der Bestattungssitten. Darauf folgen die Trichterbecher kultur, Kugelamphorenkultur und Schnurkeramik mit den ihnen eigenen Riten. In der West ukraine sehen wir dagegen in der zwischen Karpaten und Dnepr verbreiteten Usatovogruppe, die bis in die Aunjetitzer Zeit hineinreicht, fast ausschließlich nach NO orientierte linke Seilenhocker in D-Haltung, also eine Bestattungssitte, die weitgehend dem Bild einer älteren Phase des Donau ländischen Kreises entspricht. Hier haben sich also diese alten Traditionen am getreuesten gehalten.