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von Kindern ist auch von Jäger- und Fischergruppen bekannt. Es genügt, auf ein Grab von Tamula in Nordestland hinzuweisen 60 ) oder auf Bestattungen des Paläolithikums, z. B. auf Malta in Sibirien 61 ) und die berühmte Kindergrotte von Mentone. Bei den Schädeln der Ofnethöhle gehört der reiche Kopf schmuck stets zu Kindern. Auch in der mesolithischen Nekropole von Teviec war die Bestattung eines Kindes (Grab C) besonders aufwendig ausgestat tet 62 ). Eine der Möglichkeiten, zur Deutung besonders sorgfältig ausgestatteter Kindergräber beizutragen, liegt in dem Gedanken, dem Kind alle die Dinge als Ersatz für das nicht erreichte Lebensziel, das es sich sonst selbst beschafft hätte, mitzugeben. Das Kind gehört zur großen Gruppe derer, die besonders gefährlich sind, weil sie das Lebensziel nicht erreicht haben 63 ). Reiche Kinder bestattungen stehen somit außerhalb der Erscheinungen, die bei einer soziolo gischen Interpretation der epimesolithischen Jäger- und Fischergruppen und der Bestattungen des Frühneolithikums beachtet werden müssen 64 ). Wir brauchen jedoch bei der Deutung der beigabelosen Gräber wohl kaum soweit zu gehen wie B. Brentjes, der für die aus dem Donauländischen Kreis hervor gegangene Tripoljekultur einerseits im Siedlungszentrum lebende „Häupt linge“, andererseits die von ihm abhängige „Gefolgschaft“ und ferner am Sied lungsrande ansässige freie Stammesgenossen vermutet 65 ). Außerdem ist zu beachten, daß die Bestattungen ohne Beigaben, denen eine Randlage zugewie sen wurde, stets eine Minorität bilden 66 ). 6 «) A. Häusler, a. a. 0., Taf. II, 2-3. 61) M. Jahn, Allgemeine Vorgeschichte, Teil 1, Berlin/Leipzig 1948, Taf. 9. 62 ) M. et S. J. Pequart, Teviec, Station-Ncropole msolitique du Morhihan, Paris 1937, S. 35. 63) J. Wiesner, Grab und Jenseits, Berlin 1938, S. 165 mit weiterer Lit. 64) Folglich kann auch die reiche Ausstattung eines Kindergrabes des Siebenhügels bei Köttichau nicht als Argument gegen die von U. Fischer angenommene soziologische Bedeutung der Stein gerätebeigaben in schnurkeramischen Männergräbern gelten, vgl. G. Billig, Der Siebenhügel bei Köttichau, Kr. Hohenmölsen, in: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte, Bd. 46, Halle 1962, S. 126. — Nach R. Remoli, Die Stellung des Kindes in der jüngeren Steinzeit Mitteldeutsch lands, ungedruckte Dissertation, Halle 1938, S. 28, wurden die Kindergräber in der Schnurkeramik mit besonderer Sorgfalt hergerichtet. Auch aus der Peceler Kultur ist in Alsonemedi, Grab 4, ein Beispiel für ein reich ausgestattetes Kindergrab gegeben. Die Bestattung enthielt 5 Gefäße, wäh rend sonst meist, falls überhaupt Keramik auftritt, nur 1—2 Gefäße mitgegeben werden, vgl. J. Banner, 1956, S. 192. In der Tiszapolgar-Kultur sind in Tiszapolgr-Basatanya gerade 2 Kinder gräber mit besonders vielen Beigaben versehen. Grab 24 mit einem Kind im Alter von 5 bis 6 Jahren enthielt u. a. 7 Gefäße, 1 Kupferring und 1 Kupferperle, Grab 18 u. a. 5 Gefäße und Kupferschmuck (I. Bognär-Kutzian, 1963), von der Bodrogkeresztur-Kultur sind Beispiele von Szakälhät und Tisza- keszi zu nennen (I. Bognär-Kutzian, 1963, S. 434). 65) B. Brentjes, Mittelasiatische Tendenzen in der frühabasidischen Architektur, in: Wissenschaft liche Zeitschrift der Martin-Luther-Universität Halle, Ges.-sprachwiss. Reihe 11/8, Halle 1963, S. 923. ’ 6 ) Die Möglichkeiten soziologischer Deutung können in diesem kurzen Aufsatz nicht diskutiert werden, jedoch darf bemerkt werden, daß bereits die Jäger- und Fischergräber zahlreiche soziologische Interpretationen erfahren haben. A. D. Stoljar deutet die Doppelbestattung von zwei Männern