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Sehen wir uns die Gräberpläne genauer an, so entdecken wir die merkwürdige Tatsache, daß gerade die nicht nach der Hauptorientierung beigesetzten Toten relativ häufig auch sonst vom allgemeinen Schema abweichen. Häufig liegen sie, wie das ebenso für außergewöhnlich angelegte und beigabenlose Bestattun gen oft zutrifft, abseits der übrigen. Entweder ist es die in der betreffenden Kultur seltenere Seitenlage, oder sie liegen bäuchlings. Ist die Hocklage allge mein üblich, so finden wir Strecker, bei dominierender Strecklage dagegen Hocker. So sind die einzigen zwei antipodisch orientierten Bestattungen des epipaläolithischen Hockergräberfeldes Volosskoe ein Strecker und ein „zu sammengeklappt“ liegendes Skelett. Nach einem besonderen Brauch Bestattete liegen hier am Rande der Inselnekropole 52 ). Auch die seltenen Strecker von Vasil’evka sind in einer Gruppe am Rande abgesondert 53 ). In Bol’soj Olen’i Ostrov, einer Inselnekropole im Onegasee, liegen die als Ausnahme vorkom menden Hocker am Rande der Nekropole in einer Gruppe zusammen, sie führen fast keine Beigaben. In Västerbjers auf Gotland lag der einzige Hocker ganz am Rande des Gräberfeldes in der Nähe von Bestattungen ohne Inventar und enthielt nur eine einzige Beigabe, und in Ostorf im Schweriner See gehörte der einzige Hocker der Nekropole zu den antipodischen Bestattungen. In Tanger münde kommt einem beigabenlosen Hocker aus einem Doppelgrab mit Strecker eine dienende Bedeutung zu. Er ist antipodisch orientiert. Des gleichen sind in den Streckernekropolen Krejci in Ostlettland die Hocker den zwei sitzenden Skeletten antipodisch zugeordnet. In Bruchstedt, Kr. Bad Langensalza (Bandkeramik), ist das einzige antipodisch gerichtete Skelett ein Strecker. In Butzbach, Oberhessen, enthielt ein am Siedlungsrande gelegenes Gräberfeld der Linienbandkeramik 10 nach 0 gerichtete Skelette und nur eine gegenläufig orientierte Bestattung. Die zwei in der Siedlung selbst festgestellten Skelette waren hingegen beide antipodisch nach W gerichtet. Diese Bestattun gen, davon ein Skelett in extremer Bauchlage (Grab J), waren in Siedlungs gruben angelegt. W. Jorns vermutet für das Grab J ein Bauopfer, für das andere, ein weibliches Individuum mit der Beigabe (?) eines Idolfragmentes, eine Frau, die, vielleicht stärker als die anderen Dorfbewohner mit den Frucht barkeitskulten dieser ältesten Bauernvölker vertraut, durch einen besonderen Grabplatz geehrt worden sei 54 ). In Zengövärkony wurde beobachtet, daß die 93) A. Häusler, a. a. 0., Taf. 12:1. 53) A. Häusler, a. a. O., Taf. 14:2.— In den Natufien-Gräbern von Mugharet-el-Wad liegen die Strecker in einem Kollektivgrab in der Höhle, während der Vorplatz nur Hockergräber ergab, vgl. 1). A. E. Garrod, The Natufian Culture: The Life and Economy of a Mesolitic People in the Near East, in: Proceedings of the British Academy, Vol. 43, London 1957, S. 211—227. 5“) W. Jorns, Ein Friedhof der Linienbandkeramik und Flachgräber der Einzelgrabkultur von Butz bach (Oberhessen), in: Fundberichte aus Hesssen, 2. Jg., 1962, Bonn 1962, S. 73—85.