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Nach Neustupny 22 ) ist die Kulturschicht in ihrer heutigen Gestalt ein sekun däres Produkt, welches erst nach dem Verlassen der Siedlung durch Ver- schwemmung (Spülung) von zerfallenen Haustrümmern, Abfällen usw. unter Vermischung mit Humus entstanden ist. Für diese Art der Entstehung fehlen allerdings endgültige Beweise, da durch Wassertransport in dieser Form eine Sortierung des Materials erfolgen müßte. Eine Betrachtung der Ufersiedlungen in der Schweiz, wo die Verhältnisse klarer als in den Landsiedlungen liegen, führt zu anderen Erkenntnissen. E. Vogt 23 ) versteht unter einer Kulturschicht „die Reste von allem, was während einer Siedlungsdauer im Areal des Wohngebietes sich ablagerte“ (z. B. Zusammensetzung der Kulturschicht 24 ) in der Ufersiedlung Egolzwil 3: Abfälle aller Art, Holz, Reisig, Rindenstücke, Mahlzeitreste, Herdabraum, Laub, Tiermist, Haustrümmer usw., darin eingebettet die Funde aus Ton, Holz und Stein). Die Bildung der Kulturschicht bzw. der Siedlungsschicht fand hier unter teilweise anaeroben Bedingungen statt. Im Laufe der Besied lung kam es zum Anwachsen der Siedlungsschicht. Die nach Aufgabe der Siedlungen erfolgte Überdeckung mit Torf, Sand, Lehm usw. schloß sie vor weiteren atmosphärischen Einflüssen nach außen hin ab. Einen wesentlichen Unterschied zwischen einer Ufer- und Moorsiedlung sieht E. Vogt 25 ) in der Zusammensetzung des Baugrundes (Bodenart). Der Bau grund in den Landsiedlungen ist größtenteils Löß, Lehm, Kies, Sand usw. Ein Anwachsen der Siedlungsschicht kann hier nur unter bestimmten Voraus setzungen (hoher Grundwasserstand, Besiedlung auf engstem Raum, z. B. Burgwallsiedlung, mittelalterliche Stadtsiedlung) stattfinden. Für die hier zu besprechenden Fundstellen in Dresden-Prohlis kann auf Grund der Profdausbildung eine ursprüngliche Mächtigkeit der schwarzen Siedlungs schicht von 0,40 bis 0,60 m vermutet werden. Wiederbewaldung, Klima schwankungen usw. führten nach der bandkeramischen Epoche zu einer relativen Humusverarmung und Tonverlagerung (Lessivierung) bzw. Humus- und Tonverlagerung, bis schließlich der heutige Entwicklungszustand erreicht war (Abb. 18). Der untere schwarze Horizont (fA) der Siedlungsschicht ist zwischen den Gruben (ausgenommen sehr dicht beieinanderliegende Gruben) und außerhalb der Häuser stärker (10 bis 25 cm) ausgebildet als in den 23) J. Neustupny, Zur chronologischen Verläßlichkeit der Siedlungsschichten und Siedlungsgruben, in: Festschrift Fritz Fremersdorf, Köln 1960, S. 21 ff. 33) E. Vogt, n. n. 0., 1955, S. 141. 2) Nach R. Wyss, Anfänge des Bauerntums in der Schweiz. Die Egolzwiler Kultur (um 2700 v. Chr. Geb.), Hochwächter-Bücherei 37, 1959, S. 4. “) E. Vogt, a. a. 0., 1955, S. 134 f.