Selbstverständlich müssen wir dabei mit in Betracht ziehen, daß solche kost baren Ringe sich auch im Mittelalter von Generation auf Generation vererb ten und sich dabei die Zeit der Nutzung wesentlich verlängerte. So dürfte auch die offenbare Diskrepanz zwischen der Datierung des Fundes von Langerwehe und der angenommenen zeitlichen Einstufung der schwedischen Ringe und des Exemplares aus dem Britischen Museum wesentlich einzuschränken sein, vor allem dann, wenn wir für die letztgenannten als Datierungsgrundlage die Herstellungszeit nehmen, für Langerwehe aber den Termin, als die Ringe außer Gebrauch waren. Die Verwendung von Tierköpfen ist außerdem in der romanischen Stilepoche mit deren Nachwirkungen verbreiteter als am Ausgange des Mittelalters. Die im Material liegenden Schwierigkeiten und die Bedenken, die beim Be trachten der Steinfassung notwendigerweise entstanden waren, hatten uns zur Vorsicht vor einer sicheren Zuweisung des Carsdorfer Ringes in das 5./6. Jahrhundert gezwungen. Die Berechtigung dieser Bedenken brachten nun der Fund von Langerwehe und die Parallelen aus dem Bamberger Dom 11 ), aus dem Norden und Nordwesten. So dürfen wir auch die Herstellungszeit und Nutzung des Carsdorfer Stückes mit größerer Sicherheit ins Hoch- und späte Mittelalter (12. bis 15. Jahrhundert; am wahrscheinlichsten wohl ins 13./ 14. Jahrhundert) setzen, ohne auf die geringsten Schwierigkeiten in der Siedlungsgeschichte des Pegauer Gebietes zu stoßen 12 ). 11) E. Bassermann-Jordan und W. M. Schmid, Der Bamberger Domschatz, München 1914, Nr. 63 auf S. 32 mit Abb. 43 auf S. 33: Goldring. Der schmale Goldreif läuft oben in zwei stilisierte Löwen köpfe aus, von denen die Fassung getragen wird. Als Stein ein gemugelter Saphir, mit Silber folicrt und von vier einfachen Krabben gehalten. Gilt als Ring des Bischofs Friedrich von Hohenlohe (f 1352), wozu die stilistische Form wohl paßt. In den Inventaren des Bamberger Domschatzes nicht nachweisbar und wohl bei Nachgrabungen im Dom gefunden. Im gleichen Werke befindet sich unter der Nr. 15 (Abb. 10 und Seite 11) eine Krone des 14. Jahr hunderts (München, Schatzkammer) mit Kasten- und Krabbenfassung der Edelsteine wie beim Ring von Carsdorf. Dieses Stück ähnelt in anderer Beziehung der Krone Kaiser Karls IV. in Prag. Das von Källström aus der Berliner Sammlung angeführte Stück (II. Battke, Die Ringsammlung des Berliner Schloßmuseums, Berlin 1938, Nr. 53, Taf. V und S. 67, um 1300) besitzt zwar Löwen köpfe, aber eine völlig andere Fassung für den Stein, vor allem keine Greifer (s. auch Källström, a. a. 0., Abb. 11). 12) Siehe Anm. 1 betr. der Wüstung Nipperitz.