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EIN GOLDENER FINGERRING AUS DEM MITTELALTER VON CARSDORF (ORTSTEIL VON PEGAU), KREIS RORNA Von Werner Coblenz Im August 1960 hatte Herr Fritz Eißner, Zauschwitz, Ortsteil von Weideroda, Kr. Borna, ein um die Erforschung seines Heimatgebietes sehr verdienter Landwirt, dem das Dresdener Landesmuseum schon viele wichtige Fund meldungen verdankt, beim Einfahren des Hafers zwischen den Stoppeln einen goldenen Fingerring entdeckt und daraufhin geborgen. Die Fundstelle befindet sich nordwestlich von Carsdorf im Bereiche der Wüstung Nipperitz (Mbl. 4839/ alte sächsische Nr. 41; ca: W 19,5; N 7,5), und zwar nach Angaben des Mit arbeiters unserer Forschungsstelle, A. Neugebauer, der um Fundmeldung, Ver mittlung und Fundstellenbegehung bemüht war, etwa an der tiefsten Stelle der anteilig in den heutigen Ortsfluren Carsdorf, Stöntzsch und Werben ehe mals gelegenen Siedlung 1 ). Der Fund war offenbar schon früher aus dem Erdreich herausgeackert worden und hatte seine ursprüngliche Form ein gebüßt, da er wahrscheinlich überfahren worden war und dabei nicht nur stark zerdrückt wurde, sondern spätestens dabei auch seinen Stein verlor. Nach einem ersten Kleinfoto wurde als Datierungsmöglichkeit das 5./6. Jahr hundert angesehen, bei der unmittelbaren Nachbarschaft des bekannten völkerwanderungszeitlichen Gräberfeldes von Elstertrebnitz 2 ) durchaus ver ständlich und vertretbar. Das nächstgelegene Ziegeleigelände von Zauschwitz hatte ebenfalls völkerwanderungszeitliches Material zu verzeichnen (u. a. einen Dreilagenkamm 3 )), dazu kommt noch Keramik von Schnaudertrebnitz (Orts teil von Audigast, Kr. Borna) 4 ). Als uns aber das Stück selbst Ende April 1961 1) Für die historische Deutung wird noch von Wichtigkeit sein, daß der Ortsname Nipperitz urkundlich erstmals 1281 auftritt und daß dieser Ort bereits damals nach Großstorkwitz eingepfarrt war. Als Wüstung tritt N. 1441 und 1548 auf. Der Ortsname Niepritz findet sich weiterhin 1617 (Histo risches Ortsverzeichnis von Sachsen, bearbeitet von K. H. Blaschke, II. Teil, 1957, S. 3). 2 ) Zuletzt G. Mildenberger, Die germanischen Funde der Völkerwanderungszeit in Sachsen, Leipzig 1959, besonders S. 22—46 (Katalog). 3 ) W. Coblenz und A. Neugebauer, Ausgrabungen in Zauschwitz 1956, in: Ausgrabungen und Funde 2, 1957, S. 22—24, besonders Abb. 3; danach G. Mildenberger, a. a. 0., S. 74 und Abb. 68. 4) G. Mildenberger, a. a. 0., S. 69 IT. mit Abb. 62 und 63.