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Das ursprüngliche Verhältnis Burg—Kirche zwischen Kirchberg und Wiesen burg ist aber nicht wie in Wildenfels—Härtensdorf und Hartenstein—Thierfeld bis in die Neuzeit erhalten geblieben, sondern wurde durch einen Tausch ver ändert. Seit 1479 gehört Wiesenburg zur Pfarre Schönau. Gegen Wiesenburg und Wiesen wurde Weißbach ausgetauscht 16 ). So ergibt sich für Schönau ur sprünglich ein stärkerer Sprengelanteil auf beiden Muldenufern, der mit der oft betonten Grenze der Mulde zwischen vögtischer Herrschaft Wiesenburg und meinheringischer Herrschaft Hartenstein im Widerspruch steht 17 ). Die auf tretenden Herren von Schönau sind immer meinheringisch-hartensteinische Vasallen gewesen. Auch Weißbach als alter Teil der Parochie Schönau zeigt als Herrensitz die gleichen Lehensbeziehungen. Trotzdem fällt Schönau im engeren Rahmen der Herrschaft Hartenstein auf, da es — wie die Grabung ergab — keine Wasserburg besitzt und auch die von Schönau nicht wie die übrigen Ministerialen der Orte mit Wasserburgen als Burgmannen auf Harten stein bezeugt sind 18 ). Das nahegelegene Wildenfels, wo 1233 Burgmannen ohne nähere Herkunftsbezeichnungen auftreten, könnte ursprünglich selbständig gewesen sein — eine gewisse Gleichberechtigung liegt in der Zeugenreihe von 1173 für Klösterlein Zelle bei Aue zwischen Meinher von Werben, dem Stamm vater der Herren von Hartenstein, und Tuto von Meineweh, den man allgemein auf Wildenfels annimmt — und für Schönau größere Bedeutung besessen haben 19 ). Die ursprüngliche Zugehörigkeit von Weißbach zur Parochie Schönau deutet aller Wahrscheinlichkeit nach auf ein altes in die Kolonisa tionszeit zurückreichendes Verhältnis, da der oben erwähnte Tauschvorgang keinen Anlaß bietet, das kirchliche Verhältnis Schönau—Weißbach als sekun där zu erklären. Wenden wir uns nun der topographischen Situation im Orte zu. Die Kirche liegt über einer platzartigen Erweiterung am Westende des Waldhufendorfes. Ihre besonderen baulichen Kennzeichen wurden bereits geschildert. Daneben befindet sich, ursprünglich wahrscheinlich mit doppelter Hufe ausgestattet, das Pfarrgut, heute umgestaltet. Vom ehemaligen Herrensitz ist weit weniger lfl ) L. Böhnhof, Der Pleißensprengel, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 29, 1908, S. 13 f. — L. Böhnhof, Der Gau Zwickau, seine Besitzer und seine Weiterentwicklung, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 40, 1919, S. 258. 17) Zuletzt, sicher auch mit Fehlinterpretation M. Märker, Die Isenburg an der Zwickauer Mulde, in: Sachs. Heimatblätter 1958, S. 95 ff. 18) L. Bohnhoff, Der ursprüngliche Umfang der Herrschaft Hartenstein, in: Neues Archiv für sächsische Geschichte 27, 1906, S. 254 f. — G. Billig, Mittelalterliche Wehranlagen im alten Reichsland, in: Aus Ur- und Frühgeschichte, Berlin 1962, S. 161 f. 19) Codex diplomaticus Saxoniae regiae, 1/2, Mr. 397. — F. Rosenfeld, Urkundenbuch des Hochstiftes Naumburg, Magdeburg 1925, Nr. 289. — II. Löscher und J. Voigt, Heimatgeschichte der Pflege Stollberg im Erzgebirge, Stollberg o. J., S. 83 f.