Abb. 7. Schönau, Keramik aus dem Hauptsclmitt. 1 : 2. in der Nähe (nordöstlich) noch einige umwallte Vertiefungen, die wahrschein lich dem ehemaligen Burggraben angehören.“ Die Burg sei klein gewesen, „von der Größe der Burg Rabenstein bei Chemnitz“. Sie sei wahrscheinlich 1321 mit anderen Raubnestern zerstört worden 15 ). Diese Version wurde von L. Bönhoff und der Heimatforschung immer wieder nachgeschrieben. Die Ortsbesichtigung ergab jedoch, daß auf dem Kiefricht keinerlei Befestigungsspuren vorhanden sind. Alle Vertiefungen sind natürlich, und besonders die drei spornartigen Vorsprünge nach der Mulde im Südosten des Kiefrichts, die sich zur Befesti gung anbieten, erscheinen unberührt. Der hier anstehende Diabas bricht plattig und ist nur von einer dünnen Waldbodendecke überzogen. Überall kann man plattige Steine als Verwitterungsprodukte unter der Bodenkrume aufstochern. Im Format gleichartige Steine finden sich mehrfach an mittelalterlichen Bau werken der Umgebung verarbeitet, so auch im Turm der Kirche von Schönau. Herzog erkannte „von Moos und Efeu überwachsene wenig vom Felsen zu unterscheidende Reste alten Gemäuers“. Jeder Kenner und Sucher auf erz- gebirgischen und vogtländischen Wehranlagen wird zugeben müssen, daß man Verwitterungsprodukt und Mauerschutt auf gleichartigem Untergrund über wachsen kaum unterscheiden kann und man erst ein Stück freikratzen muß, um sich ein vorläufiges Urteil zu bilden. Es stellt also keinen Angriff auf die historische Autorität Herzogs dar, wenn man ihm in diesem Falle einen Irrtum zutraut. Eine Wehranlage auf dem Kiefricht ist jedenfalls archäologisch im Oberflächenbefund nicht nachzuweisen. Selbst wenn sich dennoch durch Gra bungen bis zur Unkenntlichkeit eingeebnete Reste einer kleinen Wehranlage fänden, könnte man Schönau-Kiefricht nicht in eine Linie mit den genannten Kirch-Burg-Verhältnissen setzen, denn historisch wäre diese hypothetische Kiefrichtburg gegenüber Wildenfels, Hartenstein oder Wiesenburg nur von zweitrangiger Bedeutung. 15) E. Herzog, Das Raubschloß bei Oberhaselau, in: Archiv f. sächs. Geschichte 1, hrsg. von K. Gautsch 1843, S. 258 ff.