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Relativ junge Ansetzungen 72 ") dürfen bei allen Versuchen ebensowenig über sehen werden wie etwa das Vorkommen in Nordwestdeutschland 721 ’) oder gar im wikingischen Birka726). Bei der Vorlage der Gefäße vom Prager Typus muß nochmals mit aller Deut lichkeit darauf hingewiesen werden, daß das angebliche Gefäß von Coblenz, Kreis Bautzen 73 ), nur eine Randscherbe war, deren zeitliche Zuweisung in die früheste Stufe slawischer Besiedlung Sachsens wohl klar abgelehnt werden muß 74 ), so daß nach wie vor die Oberlausitz noch als vom Prager Typus nicht berührt angesprochen werden muß 75 ). Dagegen dürfte im Nordwesten des Landes ein weiterer Fund hinzukommen, der erstmals nicht mehr so sehr ans Elbtal gebunden erscheint, er stammt aus Dölzig im Landkreis Leipzig (Abb. 5)76) und gleicht in der Form gesicherten Töpfen aus Verbänden mit dem Prager Typus 77 ). Eine absolute Sicherheit für die Zuweisung des Stückes ist natürlich mangels enger datierender Begleitfunde nicht gegeben. Wir hatten schon angedeutet, daß bei Auftreten frühslawischer Tonware in Sachsen meist die Vermutung einer Zugehörigkeit zur jüngsten Phase der Lausitzer Kultur geäußert wurde. Hervorgerufen war dieser Eindruck wohl in erster Linie 72a) Relativ junger Feuerstahl aus dem böhmischen Raum (10. Jahrhundert?) u. a. aus Lahovice bei Prag, in: Archeologicke rozhledy X, 1958, Abb. 136 auf S. 356. 72b) Unter anderen A. Genrich, Der gemischt belegte Friedhof von Dörverden, Kr. Verden/Aller» Hildesheim 1963, Taf. 3,3 und 8. 72 c) H. Arbman, a. a. 0., Taf. 144, 4, 5, 6 und 7. 73) W. Frenzel, Vorgeschichte der Lausitzen, Langensalza, Berlin und Leipzig 1932, S. 105 und Taf. 8,2 (nach der Erstvorlage in den Bautzener Geschichtsheften). Von H, A. Knorr (Die slawische Keramik zwischen Elbe und Oder, Leipzig 1937, S. 163 und Abb. 126/127) bereits kritisch beleuchtet, Dazu dagegen noch G. Mildenberger, Archäologisches zur slawischen Landnahme in Mitteldeutschland, in: Deutsch-Slawische Forschungen zur Namen kunde und Siedlungsgeschichte Nr. 5 (Frings-Festschrift), Halle 1957, S. 1—19, bes. Karte 2 und S. 18 (Nr. 14; hier sogar als Gefäß). 74) Zum Fundort siehe besonders W. Rätzel, Eine angeblich germanische Streitaxt von Coblenz bei Bautzen, in: Sachsens Vorzeit 4, 1940 (1941), S. 101—114. 75) Siehe auch W. Coblenz, Zur Situation der archäologischen Slawenforschung in Sachsen, in: Siedlung und Verfassung der Slawen zwischen Elbe, Saale und Oder, Gießen 1960, S. 1—14, bes. S. 2, Anm. 10. 76) Landesmuseum Dresden, Zug.-Kat. 1903/23 (S.: 411/53). Von Flur Großdölzig in Meißners Holz an den sog. Tümpelwiesen in der Nähe der Zschampert- brücke 1892 bei Forstarbeiten gefunden. Es handelt sich dabei um slawische Herdstellen, denen auch noch weitere altslawische Scherben entnommen wurden. Gesammelt von Oberförster Krutzsch, Hohenstein, und von ihm am 22. 8. 1903 dem Landesmuseum geschenkt. Kleiner steilwandig gebauchter Topf mit Standplatte und kurzem ausschwingendem Steilrand. Rehbraun und grau gefleckt, rauh, grob und kräftig gemagert, relativ hart gebrannt. Ergänzt. Höhe 7,3 cm; größte Weite 8,9 cm; Wandstärke 0,4 cm bis 0,8 cm; Bodenstärke 1,4 cm. Abb. 5. Fundstellenkoordinaten: Mbl. 4639 (sächs. 10): W 17,3; N 11,9 cm. 77) Vor allem Groß Zöberitz (W. Hoffmann, Frühslawische Brandgräber im mittleren Elbgebiet, in: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 46, 1962, S. 325—344, bes. Abb. 8e) oder Dessau- Mosigkau (a. a. O., Abb. 4d; — auf der Karte Abb. 11 muß allerdings Dresden-Stetzsch [Nr. 15] als Einzelgrab geführt werden).