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Wenn es sich bei Dresden-Stetzsch offenbar nur um ein Einzelgrab 48 ) handelte, so wurden in Nünchritz bei Riesa 47 ) gleich sechs Bestattungen beobachtet. Leider sind davon nur drei Gefäße und ein Feuerstahl (Abb. 4,1—3 und 5) in öffentliche Hand gelangt 48 ). Trotz des Berichtes des verstorbenen Oberlehrers i. R. Peschel aus Nünchritz 49 ), der die Töpfe schon als slawisch ansprach, wurden sie im Heimatmuseum Riesa als hallstattzeitlich vereinnahmt 50 ) und auch die Zweckbestimmung der Eisenbeigabe nicht erkannt 51 ). Die Fehl einschätzung der Keramik hängt eindeutig mit der Materialbeschaffenheit zusammen, die eben nur schwer den Zusammenhang mit der geläufigen spä teren slawischen Tonware unseres Gebietes, die härter gebrannt, kräftiger gemagert und im Durchschnitt farblich mehr nach den Grautönen tendiert, erkennen läßt. Dagegen dürften der Form nach kaum Bedenken gegen eine Zuordnung zum Prager Typ bestehen. Das gilt sowohl für den weitmundigen Topf (Abb. 4,1)52) als auch für die recht roh gearbeitete schlankere Form 46 «) Offenbar stammt ein ähnliches Stück aus älterem Zusammenhang aus Zauschwitz, Kr. Borna (wahrscheinlich Kaiserzeit): W. Coblcnz, Jungbronzezeitliche Gräber aus dem „Grenzgebiet“ der Lausitzer Kultur von Zauschwitz, in: Ausgrabungen und Funde 9, 1964, S. 81—88, Abb. 2,6 (leider nur als Bruchstück). 46) Ein angeblicher Suchgraben blieb ohne weitere Funde. Ein umfangreiches Gräberfeld hätte außer dem bei der äußerst engen Bebauung in der Umgebung der Fundstelle des Einzelgrabes wohl kaum unerkannt bleiben können. 47) Fundstelle ist die Chemische Fabrik in Nünchritz, heute Kreis Riesa (Mbl. 4746/alte sächsische Nr. 32), am östlichen Elbufer südöstlich vom Ort (auf halbem Wege zur Leckwitzer Slawenschanze). 48) Die Gefäße kamen ins Heimatmuseum Riesa (Nr. 361—363), der Feuerstahl ins Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden (Zug.-Kat.-Nr. 1/1922). Lediglich die Gefäße zeigt H. A. Knorr, Die Dornburg, a. a. 0., Taf. 6,1—3. 40 ) Brief von Oberlehrer Peschel an Oberlehrer Döring, Dresden, vom 26.4. 1922: „Es ist auf dem Fabrikgrundstück beim Graben ein Urnenfund gemacht worden. Im Graben sollen 6 Gefäße ge standen haben, die merkwürdig roh angefertigt gewesen sind. Zwei unversehrte hätten die Dr. mitgenommen, 2 zerbrochene lagen im Fundbüro und von 2 lagen nur Scherben am Platze. Alle 6 sind wirkliche Töpfe, ohne Henkel, wie sie die Slawen anfertigten, aber ohne jegliche Verzierung, dickwandig und nicht geglättet, sondern rauh. Bei sorgfältiger Untersuchung fand ich in dem einen Gefäß das Eisen. ..." Ein weiterer Brief Peschels an Döring vom 26. 8. 1922 befand sich beim Feuerstahl und ist mit diesem seit Kriegsende verschollen. 50) „Nr. 361—363 erhalten von Oberl. Peschel, Nünchritz, gefunden auf dem Gräberfelde der mittleren und jüngeren Bronzezeit und der älteren vorrömischen Eisenzeit. 361: Schlanker tonnenähnlicher henkelloser Topf der Hallstattzeit. 362: dgl. 363: Schlanker lonnenähnlicher henkelloser Topf aus der Hallstattzeit.“ Später wurde die Zeitangabe ausgestrichen. 51) Auf einem 1926 hergestellten Archivblatt (seinerzeitiges Archiv urgeschichtlicher Funde aus Sachsen): „Nr. I ( Nr. 361) ziegelrotbraun, Inhalt Knochen und ein Stück Eisen ? Rasier messer.“ (Bleistiftzusatz von G. Bierbaum: „Dieses nach Mirtschin im Zwinger: Ist die Feuerpinke, Zug.-Kat. 1922/1.) 6a ) Eiförmiger Topf mit leichter Schweifung zum Steilrand. Braun, grau gefleckt, etwas rauh, kräftig gemagert, mittelhart gebrannt. Teilweise ergänzt. Höhe bis 22 cm; gr. Weite 21,7 cm; Wandstärke 0,7 cm. Heimatmuseum Riesa 361 (S.: 912/54).