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Im altsorbischen Namenschatz existieren Typen großer und geringer Quantität. Die ON auf-ici bzw. -ovici, -ov, -in sowie die appellativischen auf-ica, -n- usw. sind ziemlich häufig und können noch nicht überschaut werden. Andere Typen dagegen sind seltener und heben sich aus der Masse des Materials gut ab, so die ON mit dem possessivischen -j-Suffix (Typ Radogosc, tsch. Radhosf), auf -’ane (Dol’ane usw.), Zusammensetzungen vom Typ Kosobody, Zrnoseky usw. 2 ). Wir wenden uns besonders Namen zu, die ein hohes Alter beanspruchen dürfen, so daß hier am ehesten alte sorbisch-tschechische Gemeinsamkeiten angenom men werden können. Die folgende Zusammenstellung der altsorbischen Bewohnernamen vom Typ Kosobody usw. im Vergleich mit entsprechenden tschechischen ON kann auf eine bereits vorliegende Untersuchung dieses altsorbischen Namentyps 3 ) sowie auf das bekannte tschechische Ortsnamenbuch von A. Profous, ergänzt durch J. Svoboda und V. Smilauer, zurückgreifen. Wir geben die Liste der Namen in alphabetischer Reihenfolge; die Stichwörter haben westslawische Laut form. 1. + Klod(o)ruby, Klad(o)ruby. Südlich Gera liegt im aso. Gebiet der Ort Clodra (1260 Cloderawe, 1281 in Kloderowe, 1383 Cloderaw usw.). — Tsch. Kladruby mit den Eindeutschungen Kladrau, Kladern usw. 4 ). Da wir diesen Namen auch im elb- und ostseeslawischen Sprachgebiet (eingedeutscht Klodd- ram usw.) sowie im Ukrainischen und Serbokroatischen finden (ukr. Kolo- doruby, skr. Kladorubi) 5 ), dürfen wir ihn als gemeinslawisch ansprechen. Selbstverständlich steht Clodra aso. +Klod(o)ruby zu den tschechischen Parallelen in engerer Beziehung als zu den elb- und ostseeslawischen. Der Name gehört zu einem alten Kompositum +koldoro n b- „Holzfäller“ und ist kultur geschichtlich sehr aufschlußreich. 2. +Kosobody. Bisher wurden im aso. Sprachgebiet nicht weniger als sechs dieser ON festgestellt: Kosbode, Wüstung nördlich Altenburg (1336 Kosse- bode, 1378 Kozzebode); Kospa (früher Hohen-, Nieder-) westlich Eilenburg 2) E. Eichler, Probleme der Analyse slawischer Ortsnamen in Deutschland, in: Leipziger namenkund- liehe Beiträge, Berlin 1961, S. 41. 3 ) E. Eichler, a. a. 0., S. 17 ff., wird eine Übersicht altsorbischer Namentypen gegeben. Lexikalische Bearbeitung des Typs Kosobody in meiner Arbeit „Studien zur Frühgeschichte slawischer Mundar ten zwischen Saale und Neiße“ (Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungs geschichte Nr. 19, Berlin 1965). 4) V. Smilauer, Osdlen ech ve svtle mistnich jmen, Prag 1960. 5 ) A. Profous, Mistni jmna v Cechäch, Bd. 2, S. 225 ff.; V. Smilauer, a. a. 0., S. 64; F. Cerny, P. Vasa, Moravska jmna mistni. Brünn 1907, S. 277.