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In welcher Beziehung die als Heidenberg benannten Flurstücke zu archäolo gischen Problemen stehen, muß von Fall zu Fall ermittelt werden. Der Heiden berg bei Roitzsch/Wurzen, bei Weiditz und Penna/Rochlitz brachten viele vorslawische Funde 98 ). Aber in Weiditz finden sich als slawische Namen auch Golk, Gulk, Gulkberg, die auf Heidelandschaft hinweisen und nicht auf heid nisch im Sinne von vorchristlich. Auf dem Wetzsteinberg bei Doberenz/Roch- litz, dem Steinacker in Köttern, Winkeln und Zschauitz/Rochlitz wurden neolithische und mesolithische, aber auch slawische Funde geborgen 99 ). Doch wäre es verfehlt, nun gleich in jedem Heidenberg, Steinacker usw. eine Fund stätte aus vorgeschichtlicher Zeit zu vermuten. Eine große Zahl von Funden wurde bisher bei archäologisch-namenkundlich „belanglosen“ Flurnamen auf gespürt. Die Namenkunde kann also mit einer Vielzahl von Aussagen, von denen hier einige erläutert wurden, der Archäologie bei der Ermittlung bestimmter sach licher Gegebenheiten wichtige Hinweise geben. Dabei sind aber die jeweiligen konkreten Verhältnisse zu berücksichtigen. Es geht also nicht an, für ein Bei spiel herausgefundene Beziehungen ohne weiteres auf andere schematisch zu übertragen. So sollte die Archäologie auch bei der Übernahme tradierter Mei nungen neuere Ergebnisse der Namenforschung berücksichtigen. Es ist heute nicht mehr aufrechtzuerhalten, daß der Flurname Tummelberg in Flur Sellnitz nahe dem Sonnenmühlwall wie der Ortsname Thümmlitz erklärt und der Ortsname Roitzsch bei Wurzen als „Burg“ interpretiert wird. Auch darf der Ortsname Nemt bei Wurzen nicht als „Deutschen-Ort“ gewertet werden 100 ). Nur durch eingehende Einzeluntersuchungen und durch schöpferische, unvor eingenommene Zusammenarbeit von beiden Seiten her kann eine Fülle von Einzelbeispielen der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden, die die Mög lichkeiten der Kombination und der Beziehungen aufzeigen. Es geht vor allem um die Präzisierung der Aussagen bei bestimmten Fragen, die durch gesicherte Einzelergebnisse weiterzuführen vermag. 98) W. Radig, Die vorgeschichtliche Besiedlung des Wurzener Landes. Mitteldeutsche Heimat, H. 4, Wurzen 1929, S. 8; H. Walther, Die Orts- und Flurnamen des Kreises Rochlitz. Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Nr. 3, Halle 1957, S. 110, 147. 99) H. Walther, Die Orts- und Flurnamen des Kreises Rochlitz. Deutsch-Slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte, Nr. 3, Halle 1957, S. 40 f., 83, 154, 163. 10 °) W. Radig, Der slawische Sonnenmühl-Wall bei Oelschütz an der Mulde, in: Mitteilungen des Wurzener Geschichts- und Altertumsvereins 1927, S. 10, 15; Frenzel—Radig—Reche, Grundriß der Vorgeschichte Sachsens, Leipzig 1935, S. 160.