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wurden und ein tatsächlicher Zusammenhang zu erweisen ist. Zu den Voraus setzungen, die die Namenforschung zu schaffen hat, gehört neben der ein deutigen urkundlichen Fundierung des Materials nicht nur dessen sprachlich sachliche Interpretation, sondern eben auch dessen Absicherung und — sofern dies möglich ist — dessen genetische Einordnung. Doch sind noch lange nicht alle linguistischen Probleme geklärt; auch hinsichtlich der Etymologie gibt es noch viele Unklarheiten und Mehrdeutigkeiten. Zudem ist zwar mit der Etymologisierung schon mancher archäologischen Erkenntnis der Weg ge ebnet, aber das reicht eben heute nicht mehr aus. Hier können also vorerst nur einige Grundprobleme erörtert werden. 1. Vorslawische namenkundliche Zeugnisse Während in der fränkischen Annalistik, der ersten genaueren Aufzeichnung über unser Gebiet, östlich der Saale nur slawische Stämme aufgeführt sind, germanische Bestandteile dagegen nicht erwähnt werden 2 ), finden sich unter den namenkundlichen Zeugnissen deutliche germanische und vorerst nicht genauer zu identifizierende alteuropäische Spuren. So ergibt sich bei der Unter suchung der Landschaftsnamen 3 ) die eigentümliche Feststellung, daß hier die Zuweisung zu einer einheitlichen ethnischen Schicht nicht möglich ist, ob gleich ihr Geltungsbereich für gewisse räumliche Einheiten slawisch besiedel ten Landes östlich der Saale und ihre Aufzeichnung bis hin zum 12. Jahr hundert völlig gleichwertig ist. Es sind bezeugt: Plisni, Chutici, Daleminze, Quesici, Siuseli, Neletici 4 ). Plisni 5 ) hat seinen Namen nach der Lage am Fluß Pleiße; dieser Landschaftsname lebt bis ins Spätmittelalter fort als Pleißen- (land) zur Benennung eines politischen Herrschaftsgebietes 6 ), d. h. er wurde zu einem politischen Namen. Der Flußname Pleiße (1118 Plisnam) ist vor slawischer Herkunft und gehört zum System der als alteuropäisch bezeich- -) Die urkundliche Erwähnung vorn Jahre 805 (super) Hwerenofelde für das Gebiet zwischen Elbe, Mulde und Saale kann nicht primär als Nachweis germanischer Bestandteile angesehen werden; vgl. auch E. 0. Schulze, Die Kolonisierung und Germanisierung der Gebiete zwischen Saale und Elbe. Leipzig 1896, S. 2. 3 ) Zur Terminologie vgl. P. v. Polenz, Gaunamen oder Landschaftsnamen ? Rheinische Vierteljahres blätter 21, 1956, S. 77-96. 4) W. Heßler, Mitteldeutsche Gaue des frühen und hohen Mittelalters. Abhandlungen der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig. Phil.-hist. Klasse, Bd. 49, H. 2, Berlin 1957. ) 974 Plisni: Mon. Germ. hist. Dipl. 0. II Nr. 90. ”) Vgl. W. Schlesinger, Egerland, Vogtland, Pleißenland. Zur Geschichte des Reichsgutes im mittel deutschen Osten. Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters. Göttingen 1961, S. 195 ff.