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K. und F. Bertsch 81 ) nennen als Fundorte aus der Bronzezeit, von denen sie selbst Körner gesehen haben, Pöhl und Taltitz. E. Werth gibt ein Korn von Dobeneck sowie aus der älteren Eisenzeit von der „Höhenburg bei Pöhl“ an. Die Fundortangaben sind identisch. Roggen Der Roggen (Secale cereale) ist eine sekundäre Kulturpflanze. Er wurde im Weizen als Ackerunkraut mitgeführt. Beim Bergen des Weizens wurden solche Roggenpflanzen mitgeerntet und im nächsten Jahr ihre Samen wieder aus gebracht, die zur gleichen Zeit mit der eigentlichen Kulturpflanze reiften und deren Samen nicht ausgefallen waren. In der Bronzezeit, die in Mitteleuropa gegen 1800 v. u. Z. begann, verschlechterte sich das Klima. Diesem war der Roggen besser angepaßt als der empfindlichere Weizen und konnte sich so zur Kulturpflanze entwickeln. Die ältesten uns bekannten mitteleuropäischen Funde stammen aus der Hall stattzeit. Ob in der ausgehenden Bronzezeit im Vogtland der Roggen als Acker unkraut aufgetreten ist, kann aus den verkohlten, deformierten Körnern nicht ermittelt werden. In dem einzigen vogtländischen Fund aus der Latenezeit, dem Hügelgrab von Liebau 62 ), wurden keine Getreidereste gefunden. Es ist deshalb archäologisch nicht feststellbar, ob in dieser Epoche im Vogtland Roggen an gebaut wurde 63 ). Für eine solche Annahme sprechen die klimatischen Bedin gungen der Latenezeit. Die klimatische Abhängigkeit spiegelt sich auch heute im Vogtland deutlich wider. Im Kreis Plauen mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 7 °C und 650 mm Niederschlägen wurden beispielsweise 1959 von der Gesamt anbaufläche für Getreide 1336 ha = 20% mit Weizen bestellt, im Gebirgs kreis Klingenthal mit einer durchschnittlichen Jahrestemperatur von 5,8 °C und 900 mm Niederschlägen im gleichen Jahr von der Gesamtanbaufläche für Getreide 110ha 11,3 % 64 ). Beim Roggen ergeben sich dagegen folgende Werte: Im Kreis Plauen wurden 33%, im Kreis Klingenthal dagegen 42,3% der Gesamtanbaufläche für Getreide mit Roggen bestellt. •') K. und F. Bertsch, a. a. 0., S. 76 f. 62) Vgl. W. Coblenz, a. a. 0., 1956, S. 297-342. •’) Es sei darauf hingewiesen, daß sich die Angaben bei W. Coblenz (a. a. 0., 1954, S. 356) und bei R. Weber (Die Besiedlung des Trümmerschutts und der Müllplätze durch die Pflanzenwelt — Ruderalflora von Plauen. Museumsreihe H. 21, 1960, S. 27. Die Pflanzenwelt des Stadtkreises Plauen, in: Plauen— Ein kleines Stadtbuch. Museumsreihe H. 25, 1963, S. 16) nicht auf den Roggen, sondern auf die Roggentrespe (Bromus secalinus) beziehen, wie sich bei der Überarbeitung der Fundlisten herausstellte. 44) Berechnet nach dem Statistischen Jahresbericht 1959 — Bezirk Karl-Marx-Stadt, 1960.