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sein, weitmundige Gefäße und Becher. Eine weitere übliche Beigabe bilden die dünnblattigen Feuersteinbeile mit gewölbter Schneide und rechteckigem Querschnitt, in Kujawien und im Kreise Pulawy meist aus gebändertem, gewöhnlich aber aus „milchigem“ Feuerstein hergestellt. Weiter finden sich Bernsteinperlen in verschiedenen Formen, Doppelpfrieme aus Knochen, wie sie auch in der Westgruppe vorkommen 238 * ), Eberzahnschmuck und Muschel schmuck. Häufig wurden Tierknochen, vor allem Schweinekiefer, in den Grä bern gefunden. Auch rituelle Tierbestattungen sind für Ost- und Westgruppe kennzeichnend. So zeigt sich im Charakter der Kultur, in den Grab- und Bestattungsformen sowie den Grabbeigaben eine weitgehende Übereinstimmung zwischen den Ostgruppen und der Westgruppe. Neben bestimmten Merkmalen, die für mehrere Kulturen kennzeichnend sein können (z. B. Bestattung in Steinkisten, Hockerlage der Toten), finden sich auch Züge, die wir nur von der Kugel amphorenkultur kennen (die Beilform, die Doppelpfrieme, die Beigaben von Schweineunterkiefern). Etwas unterschiedlich ist die Tonware. Aber nicht nur zwischen Ost- und Westgruppe, auch innerhalb der Ostgruppe lassen sich, hier in der jüngeren Entwicklungsphase, deutlich Unterschiede feststellen, die auf den Einfluß der jeweiligen lokalen Umgebung zurückzuführen sind. So bietet die Kugelamphorenkultur im gesamten Gebiet ihrer Verbreitung, von Mitteldeutschland über Polen bis nach Wolynien, Podolien und der Mol dau ein recht einheitliches Bild, das sich gut gegen andere gleichzeitige Erschei nungen abhebt. Lediglich die Keramik bildet eine Ausnahme, und sogar in zweierlei Hinsicht. Einmal zeigt sie, wie schon gesagt, deutliche lokale Unterschiede, was durchaus verständlich ist, zum anderen schließt sie sich im nördlichen Verbreitungsgebiet der Ostgruppe eng an die Keramik der Trichter becherkultur an, eine Tatsache, die schon mehrfach erwähnt und auf ver schiedene Weise gedeutet wurde. So zieht J.-E. Forssander 238 ) die Möglichkeit in Erwägung, die Kugelamphorenkultur sei aus der Trichterbecherkultur ent standen, hält dann aber eine östliche Herkunft doch für wahrscheinlicher. H. Seger 240 ) weist auf die enge Verwandtschaft zwischen der Kugelamphore und der Megalithkeramik hin und betont, daß man die Kugelamphorenkultur und die Noßwitzer Gruppe z. B. in Schlesien gar nicht immer scharf trennen könne. E. Sturms 241 ) sieht in der Ostgruppe geradezu eine jüngere Ent- 238) Zum Beispiel im Tiergrab von Stobra, Kreis Weimar, siehe E. Schirmer, Der große Hügel von Stobra im Landkreis Weimar, in: Der Spatenforscher 4, 1939, S. 24 (Abb. 6c). 23%) J.-E. Forssander, Die schwedische Bootaxtkultur und ihre kontinentaleuropäischen Voraussetzun gen, Lund 1933, S. 161 f. ««) H. Seger, Vorgeschichtsforschung und Indogermanenproblem, in: Hirt-Festschrift, 1936, S. 1 ff. 241) E. Sturms, Die Herkunft der schwedischen Bootaxtkultur, in: Swiatowit 23, 1960, S. 228.