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Nehmen wir mit U. Fischer an, daß Gräber mit Flintbeil Männergräber und Gräber ohne Flintbeil Frauengräber darstellen 199 ), ein Schluß, der sowohl logisch begründet ist als auch durch das anthropologische Material bestätigt wird (Zauschwitz, Kriebitzsch), dann hätten wir im Arbeitsgebiet zehn Män ner- und sechs Frauengräber. Kindergräber kennen wir nicht, sie sind auch im gesamten Verbreitungsgebiet auffallend selten 200 ). Doppelbestattungen fanden sich zweimal: in Zauschwitz ein älterer und ein jüngerer Mann, in Kriebitzsch zwei junge Mädchen. Größere Gräbergruppen sind auch aus unserem Arbeitsgebiet nicht bekannt 201 ). Cossebaude weist mit vier Gräbern die höchste Zahl auf, in Böhlen wurden zwei Gräber gefunden. Von allen übrigen Fundstellen ist nur je ein Grab bekannt geworden. Daß es im Norden möglicherweise etwas anders ist, deutet das Gräberfeld von Ketzin, Kr. Nauen, an 202 ). III. Siedlungskunde Nachdem wir die Funde der Kugelamphorenkultur aus unserem Arbeitsgebiet vorgelegt und die Befunde skizziert haben, kommen wir nun zu einem weiteren wichtigen Charakteristikum jeder vorgeschichtlichen Kulturgruppe, zu ihrer Verbreitung. Gelegentlich der Darstellung der neolithischen Siedlungsahfolge in Anhalt weist U. Fischer 203 ) darauf hin, daß verschiedene Kulturen inner halb eines bestimmten Gebietes verschieden verbreitet sein können und daß dies jeweils seine ganz konkreten Ursachen hat. Die Verbreitung wird so gewissermaßen zu einem Merkmal der Kulturgruppe, das sie nicht weniger kennzeichnet, als andere Eigentümlichkeiten. Bei der Verbreitung einer Kultur sind zwei Momente zu berücksichtigen: das topographische, d. h. die Lage der Fundstellen im Gelände, und das terri toriale, also die Verbreitung der Funde innerhalb eines Gebietes. Wenn wir hier auch die topographische Verbreitung untersuchen wollen, so sind wir uns doch dessen bewußt, daß wir keine tiefschürfenden Analysen geben können. Dazu wären eingehende Studien über den Grundwasser horizont, die Quellen, die Bodenarten und Bodentypen, das Relief, die Hoch- “») U. Fischer, a. a. 0., S. 159. 2 »°) A. a. 0., S. 159. 201) A. a. 0., S. 160. 20:) K. Grebe, Gräber der Kugelamphorenkultur aus Ketzin, Kreis Nauen und Brandenburg (Havel)- Neuendorf, in: Veröffentlichungen des Museums für Ur- und Frühgeschichte Potsdam 1, 1962, S. 16 ff. 203) U. Fischer, Neolithische Siedlung in Anhalt, in: Archaeologia Geographica 7, 1958, S. 1 ff.