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Tierbestattung, auch liegen die beiden Gruben in gleicher Tiefe, und sogar die Gefäßbeigaben zeigen eine solche Übereinstimmung, daß mit Sicherheit ein ursächlicher Zusammenhang zwischen Doppelgrab und Tierbestattung anzunehmen ist. L. Gabalowna, die ausgehend von den Tierbestattungen von Brzesc Kujawski alle gleichartigen Funde innerhalb des mitteleuropäischen Neolithikums zu sammenstellte 196 ), konnte nachweisen, daß Tierbestattungen vor allem bei der Kugelamphorenkultur, sowohl bei der West- als auch bei der Ostgruppe, und bei der Badener Kultur Vorkommen, weniger zahlreich in der Trichter becherkultur, der Walternienburger Gruppe, der Zlotakultur und der Schnur keramik. Bestattungen, die zwar nur Tiere enthalten, aber in ursächlichem Zusammenhang mit menschlichen Gräbern stehen, waren bis jetzt nur aus Zlota, Kr. Sandomierz, bekannt 197 ). Gerade hier aber müssen wir den Befund von Zauschwitz anschließen. Erscheint es auf Grund der wenig zahlreichen Funde auch noch verfrüht, weitreichende Schlüsse zu wagen, so ist die Feststellung dieser Tatsache an sich doch nicht uninteressant. Schwieriger als die Beschreibung der Befunde ist ihre Deutung. L. Gabalowna faßt die wichtigsten Ansichten über dieses Problem zusammen 198 ) und stellt fest, daß sich alle Autoren darüber einig sind, die Tierbestattungen seien ein Beweis für die große Rolle, welche die Tierzucht im Neolithikum gespielt habe, und der Mensch, der mit seinen Tieren zusammen bestattet wird, müsse eine hohe soziale Stellung eingenommen haben. Das trifft sicherlich auch auf die beiden Männer in der Doppelbestattung von Zauschwitz zu, denn nichts weist darauf hin, daß der eine Tote weniger sorg fältig beigesetzt worden sei als der andere, wenn man nicht die offensichtlich gewaltsame Entfernung der Hände des Osthockers in dieser Richtung deuten will. Anders ist der beigabenlose Hocker nordwestlich der Tierbestattung zu beurteilen. Ist er wirklich ohne Beigaben bestattet worden (eine jüngere Störung läßt dies nicht hundertprozentig sicher erscheinen) und gehört er tatsächlich in irgendeinen Zusammenhang zur Tierbestattung, so ließe sich eher denken, der Mensch sei den Tieren beigegeben worden, nicht umgekehrt. 196) L. Gabalowna, Pochöwki bydlece kultury amfor kulistych ze stanowiska 4 w Brzeciu Kujawskim w wietle podobnych znalezisk kultur srodkowoeuropejskich, in: Prace i Materialy 3, 1958, S. 63 ff.; vgl. auch die noch unveröffentlichte Habil.-Arbeit von H. Behrens, Studien zur Wesens deutung und historischen Problematik der neolithisch-frühmetallzeitlichen Tierskelettfunde im Raume der Alten Welt, Halle 1961. 107) L. Gabalowna, a. a. 0., S. 69. 198) A. a. 0., S. 89 ff.