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Jahre, die nicht mehr den Vierschlag tragen, sondern wieder rund und weiß sind. Die Pfennige haben den Löwen mit der charakteristischen Halbmond mähne, am Halse außerdem noch eine Reihe kleiner Halbmonde (Abb. 76 und 77); die Heller tragen, wie üblich, die Krone in feiner Zeichnung (Abb. 78). Diese neuen Kleinmünzen wurden nicht mehr mit der Schere aus dem Zain (dem Silberblechstreifen) geschnitten, sondern die Schrötlinge bereits vermit tels Durchschlag aus dem Blech herausgeschlagen. Etwas jünger als diese beiden Münzsorten sind meiner Meinung nach höchst wahrscheinlich jene Pfennige, die hier unter Abbildung 79 und 80 wiedergege ben sind. Sie könnten nach dem Erlaß vom 15. 6. 1454 geschlagen worden sein und unterscheiden sich von den vorhergehenden dadurch, daß die kleine Reihe von Halbmonden zwischen Mähne und Löwenkopf hier fehlt. Die Fundzusam mensetzungen würden diese Chronologie bestätigen. Im Gegensatz zu Böhmen ermöglichten die damals zunehmenden Silbererträgnisse im Erzgebirge eine gesteigerte Ausprägung von Meißner Groschen, die auch vielfach nach Böhmen drangen. Ladislaus starb vorzeitig 1457 an der Pest, und im folgenden Jahre wurde der Gubernator zum König gewählt. VII. Schon bei den der Wahl Georgs von Podebrad vorangehenden Verhand lungen zu Anfang des Jahres 1458 spielten Münzrecht und Münzgewinn eine Rolle. Der mächtigste Feudalherr Südböhmens, Johann, der Sohn Ullrichs von Rosenberg, ließ sich seine Stimme bei der Königswahl dadurch bezahlen, daß Georg bei dem von Johann nach Kuttenberg eingelieferten Silber auf den Münzgewinn verzichtete, der zur Gänze Johann zufallen sollte. Aber schwere Schatten lagen bereits über dem Münzwesen Böhmens. Das Jahr 1458 war in Mitteleuropa gekennzeichnet durch eine schwere Inflation, die ihren Beginn in Süddeutschland nahm. Die Münzstätten in Wien, Salzburg, München, Landshut, Neumarkt, Passau u. a. prägten in gewaltigen Mengen schwarze, schlechte Pfennige, die vom Volk dort „Schinderlinge", bei uns in Böhmen „Habränky“ genannt wurden. „Wer viel alter Kessel hatte“, klagte ein zeit genössischer Chronist in Österreich, „der münzte desto besser. Von Tag zu Tag wurden die Münzen leichter und das währte, bis sie der gemeine Mann nicht mehr nehmen wollte, denn nun waren sie kupfern.“ Für Prager Groschen war in jenem Jahre alles zu haben. König Georg ließ noch im Januar 1458 die „Habränky“ und „Schinderlinge“ in Prag an den Pranger schlagen, aber das Land erwehrte sich der Überflutung aus dem Süden und Südwesten nicht. Die Schuld lag aber zum Großteil am König selbst. Georg hatte damals von Kaiser Friedrich III. eine große Summe, 16000 Gulden, in dieser schlechten, kupfernen Münze erhalten, die Münzen aber nicht umschmelzen lassen, „und der böhmische König befahl sie in seinem Lande zu nehmen“. 1459 erreichte die Inflation den Gipfel, und der Preis des