DER TRIANGULÄRE BRONZEDOLCH VON DRESDEN-BRIESNITZ UND SEINE GUSSTECHNIK Von Hans-Jürgen Hundt Der Archäologie Mitteleuropas stehen bei der Erforschung schriftloser Vorzeit kulturen als Urkunden neben obertägigen Denkmälern, wie z. B. Grabhügeln und Burgwällen, vor allem die Bodenfunde zur Verfügung. Der Boden hat uns in Siedlungen, Gräbern, Hort- und Einzelfunden Fundstücke überliefert, die vom Vorzeitmenschen aus den verschiedensten Rohstoffen für ganz bestimmte Verwendungszwecke gestaltet worden sind. Der einzelne Fund ist damit nicht nur Zeuge einer schriftlosen, seit langem vergangenen Kultur, er ist vielmehr ein Teil ihrer selbst. Die durch lange Zeit vorwiegend nach rein stil- und for- menkundlichen, ästhetischen Gesichtspunkten geübte Betrachtung des einzel nen Fundstückes war daher einseitig. Die Geschichte der Menschheit ist nicht die Geschichte der Kunst allein, sie umfaßt vielmehr neben dieser vorrangig die Wirtschaftsgeschichte und die Geschichte der Technik. Es ist an der Zeit, der Erforschung der Geschichte der Technik vermehrte Aufmerksamkeit zu zuwenden. Nur die ständig zunehmende Anwendung naturwissenschaftlicher Methoden hat die Fundkonservierung auf ihren heutigen Leistungsstand bringen können. Diese naturwissenschaftlichen Methoden führen zwangsläufig zu Erkenntnis sen über die Rohstoffaufbereitung und die Produktionsverfahren der Vorzeit. Das Gesagte gilt in besonderem Maße für die frühe Metallurgie. Hier sind die stärksten Helfer der technologischen Forschung die Röntgenstrahlen. Bei Stücken, deren musealer Wert ein Zerlegen zum Zweck der Untersuchung ver bietet, erlaubt uns die Röntgenphotographie (Radiographie) das zerstörungs freie Studium des Fundinneren. Gerade für die Erforschung der bronzezeit lichen Gußtechnik und ihrer Entwicklung ist heute die Radiographie unent behrlich. Die folgenden Ausführungen mögen hierfür ein sprechendes Beispiel liefern. Der hier behandelte Bronzedolch wurde als Einzelfund im Jahre 1900 bei Dresden-Briesnitz gefunden und befindet sich heute im Landesmuseum für Vorgeschichte in Dresden 1 ) (Abb. 1 und 2). Er ist bereits mehrfach in der 1) Landesmuseum Dresden, Inv.-Nr. S.: 3788/51. Dem Direktor dieses Museums, Dr. W. Coblenz, wird die Genehmigung zu erneuter Vorlage der wichtigen Bronze verdankt.