Die Münzen, die 1420 in den beiden Prager Werkstätten aus dem beschlag nahmten Kirchensilber geprägt wurden, können wir leider noch nicht genauer bestimmen; vielleicht sind es Münzen wie die Abbildungen 51 bis 53. Sie wur den vom Volke „kalisek“ bzw. „kalky" genannt, ein Wortspiel, das sowohl auf die Herkunft des Münzmetalls anspielt (kalich = Kelch), wie auf die Religion der Hussiten. Noch ein damals aus Prag nach Dresden geflüchteter katholischer Universitätsprofessor wirft der Stadt Prag vor, daß sie (1420 bis Abb. 51—56. Pfennige und Heller aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts. 1421) „Kelche, Monstranzen und anderes wertvolles gottesdienstliches Gerät in blutbeflecktes Geld verwandelt habe“ (Calices, monstrancias ac alia divini cultus clenodia in monetam sanguinariam convertisti). Gemeint war die Ver wendung der Münzen zu Soldzahlungen, so wie schon vorher König Sigmund und später sein Burggraf auf Karlstein den Erlös aus solchen Schätzen ebenfalls zu Soldzahlungen verwendeten. Die Pfennige, die von den Hussiten geschlagen wurden, tragen so wie die Münzen Wenzels IV. den Löwen (Abb. 51 bis 53?), die Heller die Krone (Abb. 54 bis 56?). Schriftliche Quellen bringen in diesen Jahren die Bezeich nung „peniz prazsky“, Prager Pfennig, die sich noch lange gehalten hat. Aber das beschlagnahmte Kirchensilber war bald erschöpft, und der Geldbedarf blieb. So kam es in Prag im Dezember 1421 zur Prägung der ersten Kredit- bzw. Notmünzen aus reinem Kupfer. Sie trugen — so wie die früheren Pfen nige — den Löwen, wogen zwischen 0,575 und 0,66 g und wurden vom Volke „Flütek“ bzw. „Flütky“ genannt. Wie der Chronist berichtet, wurden sie „aus Pfannen, Kesseln, Leuchtern und anderem kupfernem Gerät“ gemünzt. Ein größerer Fund von Cesky Brod brachte zahlreiche dieser Münzen (Abb. 57 bis 64), die für uns auch deswegen interessant sind, weil sich unter ihnen eine Kupferprägung befindet, auf welcher der böhmische Löwe über die Krone geprägt ist (Abb. 64). Über die Chronologie der Heller mit der Krone sind wir