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Böhmen spätestens seit 1384 zwei kleine Nominale nebeneinander existierten. Es waren dies der denarius oder nummus (peniz, Pfennig) mit dem Löwen im Werte von 1/7 Groschen sowie der alte hallensis (haler, Heller) mit der Krone, der nunmehr die Hälfte des Pfennigs und 1/14 des Groschen galt. Letzterer wird auch (1406) als „quatuordecimalis" erwähnt. Zur Einsparung von Münz- metall wurden die Schrötlinge der Kleinmünzen nicht mehr weißgekocht, son dern schwarz belassen und nicht mehr kreisförmig aus dem Zain herausge schnitten, sondern viereckig. Durch Hammerschläge auf die flachen Seiten des Vierecks wurde dort das Metall breitgeschlagen und der Münze dadurch die ungefähre abgerundete Form gegeben. Von beiden Nominalen kennen wir eine große Anzahl von Varianten (eine Aus wahl in Abb. 37 bis 50), deren genaue chronologische Gliederung noch nicht klar ist. Wir können diese Vierschlagmünzen in einige Gruppen teilen, die teils dem 14. Jahrhundert (ab 1384), teils schon dem 15. Jahrhundert zugewiesen werden. Unter die älteren Pfennige rechnen wir die Abbildungen 42 bis 44, zu den ältesten Hellern gehört bestimmt unsere Abbildung 41, die ab 1384 anzu setzen ist. Sie trägt noch die Krone, wie sie auf den Münzen Karls IV. erschien; bei späteren Hellern wird die Krone etwas niedriger. Auf den späteren und letzten Prager Groschen Wenzels IV. ist der böhmische Löwe schon sehr barbarisiert, die Mähne durch Halbmonde angedeutet, auch die Krone sehr grob gezeichnet (Abb. 35). Vielleicht stammt ein Teil dieser Groschen schon aus der Zeit nach Wenzels Tode (1419). Schon in den Jahren 1390 bis 1391 lesen wir Klagen über schlechte Groschen („de malis grossis“), und 1396 wurde vom Adel die Forderung erhoben, daß der Prager Groschen 3,16 g Silber enthalten sollte, was aber kaum je befolgt wurde. Rund zehn Jahre später, um 1405, dürfte der Groschen bei 2,66 g Gewicht und 0,666 Feingehalt etwa 1,77 g Silber gehabt haben. Aber schon 1407 kam es neuerdings zur Herabsetzung des Silbergehaltes der Groschen und Kleinmünzen: von nun an sollten der Groschen 0,610 fein und Pfennig und Heller nur 0,400 fein aus gebracht werden. Bei einem Groschengewicht von etwa 2,70 g ergeben sich 1,62 g Silber im Groschen. Auf diesen Groschen griff sechzig Jahre später Georg von Podebrad zurück, als er wieder die Prägung von Prager Groschen anordnete. Trotz aller dieser Verringerungen war jedoch — am Dukatenpreis gemessen — die Verschlechterung der böhmischen Groschenwährung in den Jahren 1402 bis 1415 nicht sehr bedeutend: innerhalb des angegebenen Zeitraumes insge samt nur 8,5 %, somit 0,65 % pro Jahr. Trotz dieser verhältnismäßig geringen Verschlechterung wurde sie in Südwestdeutschland festgestellt; schon 1417 hören wir von Beschwerden der Bodenseestädte, „daß man die (Prager Gro schen) nit gern nemen vil fuer 9 phenning". Um 1408 wurden der Prager Gro schen und der neue meißnische Schildgroschen ungefähr gleich bewertet; wie