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Schon seit den zwanziger Jahren drang über unsere westlichen Grenzstädte, vor allem über Eger (das 1322 als Lehen zur böhmischen Krone kam) eine süddeutsche Münze ein, die nach ihrem Ursprungsort Hall (in Schwaben) als „Haller Pfennig“, „Haller“ und später „Heller“ bezeichnet wurde. Unter dem Einfluß dieser Münzen setzte sich auch in Böhmen für die Kleinmünzen, die Parvi, die Bezeichnung „Heller“ durch; ein Schock Groschen (60 Groschen) entsprach drei Talenten (3x240 = 720) Hellern. Seit Johann wurden in Kuttenberg nach französischem Vorbild mit den normalen Münzstempeln auch Dickmünzen geprägt (siehe Abb. 15 und 17); Johann verbrachte lange Zeit in Frankreich, wo die Ausprägung solcher Dickmünzen seit dem Ende des 13. Jahrhunderts üblich war. Solche Dickmünzen wurden in Kuttenberg unter fast allen Herrschern geprägt, mit Ausnahme von Sigismund, der keine Prager Groschen mit seinem Namen prägen ließ. III. Johanns Sohn Karl (1346 bis 1378), der im Reiche als Karl IV., in Böhmen als Karl I. gezählt wird, prägte Dukaten, Groschen und Kleinmünzen. Fein gehaltsuntersuchungen haben gezeigt, daß die ältesten, an jene Johanns von Luxemburg anschließenden Groschenprägungen ab 1346 bis etwa 1350 einen etwas niedrigeren Feingehalt haben als jene, die nach Fundzusammensetzun gen als jünger anzusehen sind. Um 1348 hatte der Prager Groschen bei etwa 3,43 g Rauhgewicht und etwa 0,870 Feingehalt einen Silberinhalt von unge fähr 2,99 g. Nach 1350 ist jedoch mit einem Groschengewicht von etwa 3,58 g, einem Feingehalt von 0,930 und einem sich daraus ergebenden Silbergehalt von etwa 3,33 g zu rechnen. Daraus kann der Schluß auf eine Münzreform ge zogen werden, die nach Konsolidierung von Karls Herrschaft im Reiche durch geführt worden zu sein scheint. Für eine solche Reform würden meiner Mei nung nach auch noch andere Umstände sprechen. Dies ist zunächst die er neute Anwesenheit von Florentinern in Kuttenberg und im Zusammenhang damit die Erneuerung des Verbotes der Silberausfuhr aus Böhmen; die dem Handel vorgeschriebenen Straßen wurden von „Straßreitern“ (custodes stra- tarum) überwacht. Überdies spricht für die Möglichkeit einer Reform auch der Umstand, daß wir aus der Regierungszeit Karls verschiedene Kleinmünzen kennen, die teilweise schlechteren, teilweise besseren Silbergehalt haben. All dies läßt die Durchführung einer Münzreform Anfang der fünfziger Jahre des 14. Jahrhunderts als wahrscheinlich erscheinen. Karls Groschen zeigen, bis auf den neuen Namen, Bilder und Umschrill der älteren Groschen (Abb. 22). Sie sind in mehrfachen Varianten bekannt, deren zeitliche Abfolge nicht immer feststeht. Die Heller Karls IV. zeigen zunächst die Typen der Kleinmünzen Johanns, den Löwen mit KAROLVS PR1MVS und das Hüftbild des Hl. Wenzel mit S WENCEZLAVS (Abb. 23 und 24, 0,46-0,50 g Gewicht, 0,333—0,200 fein); dies sind vermutlich Prä-