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gleichend hinzu. In dieser Ausprägung erscheint die Bodenmarke auch in der der blaugrauen Keramik vorausgehenden „Übergangsware“, für die wir die Funde von Groitzsch und Wülknitz beispielgebend genannt haben. Unsere Bodenmarken von Wiedersberg, Plauen-Dobenau, Schönberg-Kapellenberg, Wildbach-Isenburg und Eibenstock-Teufelsschloß zeigen nun, daß dieses Gestaltungsprinzip auch im Zeitraum der blaugrauen Ware noch geläufig war. Die Bodenscherben von Hartenstein-Burg Stein und Wiedersberg mit dem kleineren einfachen Radkreuz tragen darum einen weiteren Außenring und weisen so darauf hin, daß die Füllung des Gesamtbodens auch jetzt noch maß gebend erscheint. Wenn H. J. Vogt hinsichtlich der Entstehung des blaugrauen Kragenprofils in Auswertung des Materials von Karl-Marx-Stadt und Groitzsch die Wurzeln in der „Übergangsware“ des 12. Jahrhunderts sieht 31 ), so darf man wohl angesichts der hier gegebenen Beispiele daran denken, ähnliche Ver hältnisse für die Bodenmarke anzunehmen. Wir dürfen also mit aller Vorsicht vielgestaltige Bodenmarken innerhalb des blaugrauen Zeitabschnittes als typo logisch früh ansetzen. Damit ist selbstverständlich kein sicherer chronologi scher Anhaltspunkt gewonnen. Die Münztöpfe von Etzoldshain 32 ) und Grün roda 33 ) beweisen, daß um 1230 die kleine Radkreuzmarke, die ohne weitere Rücksichten die Bodenmitte kennzeichnet, geläufig ist, in der gleichen Form, wie sie auch den jüngeren Abschnitt der blaugrauen Ware ausfüllt und an der Wende des 14. zum 15. Jahrhundert an innen glasierten Gefäßen erscheint. Wir erkennen in den genannten Münzfunden Daten, die im für das vorgelegte Material erschließbaren Belegungszeitraum liegen dürften. Damit ist erwiesen, daß mit weiter reichenden Überschneidungen zu rechnen ist. Zu beachten ist daneben die wechselnde variantenreiche Tonfärbung, die besonders auf der Isenburg und beim Teufelsschloß hervortritt. Sie ist gleicher maßen in der „Übergangsware“ Nordwestsachsens geläufig und könnte so einen relativ früheren Zeitansatz stützen. Angesichts der unbefriedigenden Situation, daß im Vogtland und Westerz gebirge die mittelalterliche Tonware des 13. und 14. Jahrhunderts nicht sicher untergliedert werden kann, können wir der typologischen Betrachtung der Bodenmarken den hypothetischen Hinweis entnehmen, daß vielgestaltige und große Bodenmarken, die zur Gesamtfläche des Bodens in proportionaler Bezie hung stehen, für einen früheren Ansatz im Zeitraum der blaugrauen Ware sprechen. Für die Wehranlagen von Wiedersberg, Wildbach-Isenburg und 31) H. J. Vogt, Stratigrafische Beobachtungen im Baugelände „Innere Klosterstraße“ in Karl-Marx- Stadt, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 11/12, 1963, S. 128 f. H. J. Vogt, in: Beiträge zur Heimatgeschichte von Karl-Marx-Stadt 12, 1965, S. 16 ff. 32) J. Kretzschmar, Münzdatierte frühmittelalterliche Gefäße aus dem nordwestlichen Sachsen und ihre Bedeutung, in: Sachsens Vorzeit 3, 1939, S. 89 f., Abb. 1 und 2. a3) E. Schirmer 1939, Taf. XI,10, S. 99.