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ist das eingeritzte Band durch eine waagrechte Reihe kleiner plastischer Fort sätze ersetzt, oder die typische Dekoration wenigstens teilweise durch einen Schnurabdruck erzielt. Diese letztgenannte Technik der Verzierung ist der Kultur mit Kugelamphoren entlehnt, wie auch die Tasse beweist, die direkt in einem Grabe mit Kugelamphoren in Blsany (Kr. Louny) 87 ) aufgefunden wor den ist. Wenn wir diese Funde böhmischer Bernburger Tassen mit den im Sammelwerk N. Niklassons 88 ) publizierten Tassen Mitteldeutschlands ver gleichen, erkennen wir, daß die Verzierungen und besonders die Formen nicht völlig übereinstimmen. Die Funde aus dem mittleren Elbgebiet sind entweder nahezu doppelkonisch mit niedrig angesetzter und scharf geknickter Ausbau chung (Stil Bernburg I) oder fäßchenartig und nahezu ohne Profilierung (Bernburg II), während sich im Endstil N. Niklassons (Bernburg III) auf der rundlichen Schulter eine mäßige, den Hals trennende Einknickung zeigt. Bei aller Verschiedenheit weisen die böhmischen Funde somit, was die Form an belangt, die meisten gemeinsamen Berührungspunkte mit den Tassen des Stils Bernburg II—III auf. Die in Böhmen übliche S-förmige Profilierung ist hier eine Ausnahme 89 ). Die Verzierung der Funde aus dem Mitteleibgebiet besteht zumeist ebenfalls aus einem horizontalen Band gravierter Linien, die im Stil Bernburg II—III auf dem unteren Teil durch ein Winkellinienband, eventuell durch verschieden zugerichtete Dreiecke, und am oberen Henkelrande durch spitze plastische Warzen und Lappen ersetzt oder ergänzt zu werden pflegen. Im Stil Bernburg III fällt die metopenartige Unterbrechung des Ban des durch leere Flächen auf. Das Ornament verläuft, wie auf den böhmischen Formen, von einem Henkel zum anderen, und der Bandhenkel selbst, der im Stil Bern bürg I gleichsam zur Schulter des Gefäßes nach unten gedrückt scheint, ist im Stil II—III ausgeprägt bogenförmig ausgezogen. Ähnliche „Bernburger“ Tassen sind weder in Mähren in der mit der ivner Kultur zeitgleichen Jevisovicer Kultur, noch in Varianten der Chamer Gruppe vertreten, und ungeachtet der erwähnten Unterschiede besteht zwischen den böhmischen Tassen und denen Mitteldeutschlands eine auffallende Überein stimmung. Dieser Umstand führt zu der Frage, welche Komponenten in diesem und jenem Gebiet bestanden haben mochten, die die Priorität und eventuell die parallele Entwicklung der hier untersuchten Formen in beiden Kulturkreisen bestimmen könnten. In Böhmen fehlen zwar die sog. Bernburger Tassen in der Protoivner Formation, doch bilden sie eine ausgeprägte Kompo- 87) J. II rala-J. imnek, Dvojhrob s kulovitymi amforami z Blsan, in: Archeologick rozhledy XVI, 1964, S. 165—169, 193 f., Abb. 63. Das Gefäß aus dem Grabe mit Kugelamphoren in Brozany n. 0. kann vermutlich als eine Bernburger Tasse ausgelegt werden (A. Stoeky, a. a. 0., Taf. LXXXIII,!). 88) N. Niklasson, in: .Jahresschrift Halle XIII, 1925. 80) Z. B. G. Behm-Blancke, in: Ausgrabungen und Funde 5, 1960, Taf. 32,a (viertes Gefäß); N. Niklasson, in: Jahresschrift Halle XIII, 1925, Taf. XLV,1,4,7.