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ältere Epoche (Mittelneolithikum II) eingereiht als die mit Tiefstich verzierte Tasse aus Burg, die deutlich mit der in die Stufe MN III/IV-V datierten Bern- hurger Kultur zusammenhängt 76 ). Das kleine dicknackige Beil 77 ), das sich gleichfalls im Grab von Oldendorf vorfand, gehört freilich nach der skandina vischen Chronologie frühestens in die Periode MN III, wahrscheinlich aber erst in die Periode MN IV 78 ). Auf jüngere Verbindungen des Oldendorfer Kom plexes deutet auch das kleine Fußgefäß 79 ) hin, das nach H. Knöll 80 ) eine Parallele im Fund aus Kloster (Kr. Lüchow-Dannenberg) besitzt 81 ), wo man neben Keramik mit Tiefstich auch das Oberteil einer Trommel barg. Einige wenige Trommeln der „Tiefstichkeramik“, die U. Fischer klassifizierte 82 ), scheinen zwar ihrer Form nach mit der Salzmünder Trommelgruppe zusam menzuhängen, die Ähnlichkeit ihrer Form mit jener der Walternienburg- Bernburger Gruppe läßt sich aber nicht leugnen, wobei die Verzierung des Fortsatzes unterhalb des Randes gerade für die Bernburger Trommel typisch ist. Dies würde die Richtigkeit der Schlußfolgerung bestätigen, wonach die „Tiefstichkeramik“ in Nordwestdeutschland zwar im Frühneolithikum C ihren Anfang nahm, aber bis weit in das Mittelneolithikum reichte 83 ). Schließ lich gestattet die äußerst ähnliche Zurichtung der erwähnten Tassen und ihr Auftreten in der Nähe des Elbelaufes (als der Verbindungslinie Böhmens über Mitteldeutschland mit dem Norden) anzunehmen, daß die erwähnten Tassen mit hochgezogenem Henkel annähernd aus der gleichen Zeit stammen, wie auch H. Knöll bemerkt 81 ). Während die Tasse aus Burg die „Tiefstich“-Ver- zierung beibehält, läßt die Tasse aus Barskamp mit ihren breiteren Bändern vertikaler Linien den Stil einer Dekoration erkennen, in der man im Rahmen der Salzmünder Phase der Trichterbecherkultur eine jüngere Verzierungsart erblicken kann, die vielleicht unter einem bestimmten Einfluß des Kultur kreises der kannelierten Keramik entstand 85 ). Man kann somit aus dem Gesagten folgern, daß auf Grund der gegebenen Indizien — vor allem der 76) M. Zapotocky, in: Archeologick rozhledy XII, 1960, Abb. 278. 77) E. Sprockhoff, in: Germania 30, 1952, Abb. 5. 78) C. J. Becker, Den tyknakkede Hintokse, in: Aarborger 1957 (1958), S. 28, Abb. 8. 70) E. Sprockhoff, in: Germania 30, 1952, Taf. 4,4. 80) II. Knöll, in: Jahresschrift Halle 39, 1955, S. 60. 81) H. Potratz, Nene jungsteinzeitliche Scherbenfunde, in: Nachrichten aus Niedersachsens Ur geschichte 13, 1939, S. 1—15, Abl>. 9 und 10. 82) U. Fischer, in: Archaeologia Geographica 2, 1951, Abb. 1,14-16. 83) L. Lüüdik-Kaelas, Wann sind die ersten Megalith gröber in Holland entstanden?, in: Palaeo- historia IV, 1955, S. 47—73; C. J. Becker, Probleme der neolithischen Kulturen in Nordeuropa vom Anfang der Trichterbecherkultur bis zum Auftreten der Schnurkeramiker, in: L’Europe..., Praha 1961, S. 592. Die mitteldeutsche „Tiefstichkeramik“ soll als „Alttiefstichkeramik“ mit der Salzmünder Phase synchronistisch sein (J. Driehaus — H. Behrens, in: L’Europe..., Praha 1961, S. 256); die jüngere Stufe bildet die Walternienburger Gruppe. 84) H. Knöll, in: Jahresschrift Halle 39, 1955, S. 60. 85) Siehe Anm. 64.