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und genetisch an den Osten und Südosten gebunden sind. Ihr Gehalt ist bisher nicht vollständig veröffentlicht worden, und auch ihre Beziehungen sind nicht geklärt, doch steht fest, daß ihr Auftreten das Ende der Kultur mit kannelierter Keramik bedeutet. Im Bestand dieses Nach-Pceler Milieus des Karpaten kessels treten Elemente auf, die im wesentlichen mit einzelnen Elementen der eigentlichen Rivnäcer Kultur und den mit dieser verwandten gleichzeitigen Formationen (Jevisovicer und auch Chamer Kultur) übereinstimmen: halb kugelige Schüsseln mit eingezogenem Rand, bauchige amphorenartige Formen mit zwei Henkeln auf dem größten Durchmesser, Fußschalen, das Bestreben, den Hals (besonders bei Vorratsgefäßformen, Halbkugelschüsseln und Ampho ren) durch Glätten deutlich abzusetzen, während der untere Teil der Gefäße aufgerauht ist, und zwar meist mittels „Besenstrichverzierung“ oder Textil abdrücke. Nach N. Kalicz haben die neuen Gruppen die Kultur mit kanne lierter Keramik nach und nach absorbiert, bzw. in entferntere Gebiete ver drängt. Es ist somit anzunehmen, daß die Protorivnäcer Phase in Böhmen, die im Vergleich zur Salzmünder Phase der Trichterbecherkultur bereits einen klar erkennbaren Eingriff aus dem Karpatenbecken und den angrenzenden Gebieten darstellt, das Ergebnis eines Widerhalls beginnender Unruhen im Karpatenkessel am Ende der Kultur mit kannelierter Karemik bedeutet, zu einer Zeit, als ein Teil der dortigen Bevölkerung offenbar soweit als nur mög lich nach Westen abzog; die Auswanderer durchquerten rasch den südwestli chen Teil Mährens (der zwar von verwandten, aber dennoch artfremden, aus der festen Grundlage der Trichterbecherkultur schon etwas früher von der Kultur mit kannelierter Keramik beeinflußten Volksgruppen besiedelt war), ohne auf deren Territorium nennenswerte Spuren zurückzulassen. Auf diese Welle, die sich über Böhmen ergoß, folgte eine zweite, die der Rivnäcer Kultur ihren endgültigen Charakter gab. In Anbetracht der Tatsache, daß sich so wohl im materiellen Teil der Rivnäcer Kultur als auch in den Erscheinungen ihres Überbaues Grundzüge der Kultur mit kannelierter Keramik offenbaren, scheint es wahrscheinlicher zu sein, daß der zweite Strom aus dem Karpaten becken von Trägern der Kultur mit kannelierter Keramik ausgelöst worden ist, und zwar von einer Formation, die, den lokalen Gruppen Baden-Üny nahestehend, von den Zuwanderern im Karpatenkessel schon beeinflußt war. Aus dem Gesagten geht auch hervor, daß beide erwähnten Ströme, die Böhmen erfaßten, nicht nur als Kultureinflüsse ausgelegt werden können, sondern geradezu als eine Expansion bestimmter Art. Zu dieser Vorstellung berechtigt uns außer dem Inventar auch der Wandel im Ritus mit nunmehr vorherr schenden Brandbestattungen, ferner die Art der Behausung (zumeist Halberd hütten) und schließlich auch das System der Höhensiedlungen der Rivnäcer Kultur, die planvoll vor allem in Richtung der vermutlichen Hauptexpansion, von Südosten nach Nordwesten, angelegt wurden. Insbesondere auf Homolka