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zur Verwendung der Bezeichnung „Protoivner Phase“. Sie kennzeichnet in der Tat dieses bereits lokal modifizierte Milieu besser als die vorbehaltlose Zuweisung dieses Komplexes zur Kultur mit kannelierter Keramik 61 ). Es er scheint nicht ausgeschlossen, daß zur Zeit der Protofivnäcer Phase noch Ein flüsse aus der benachbarten mährischen Umwelt in die östlichen Teile der böhmischen Ökumene gelangten, und zwar aus den späten Formationen des Kulturhorizonts Jevisovice CI — Ohrozim 62 63 )- Für die eigentliche ivner Kultur (Abb. 2) sind die manchmal sogar be festigten Höhensiedlungen typisch, die in der Regel in strategisch günstigem Gelände, zumeist in der Nähe fließender Gewässer, angelegt waren (bekannt sind auch Ansiedlungen auf mäßigen Anhöhen, in der Ebene oder sogar in Höhlen; neben Skelettgräbern sind einfache Urnengräber in der Überzahl, doch finden sich auch Steinkistengräber vor). Sie bildet bereits ein homogenes Ganzes, in dessen Inhalt sich außer Elementen der Protofivnäcer Phase, der westmährischen Phase vom Ende des Jevisovice CI — Ohrozim — Horizontes und aus der bisher eigentlich nur geahnten ursprünglichen Basis der Salzmün- der Phase der Trichterbecherkultur auch Einflüsse der Post-Peceler Formatio nen des Karpatenbeckens, die die ivner Kultur endgültig umformten, zur Geltung brachten. N. Kalicz63) interpretiert den historischen Vorgang im Karpatenbecken am Ende des Äneolithikums und zu Beginn der Bronzezeit so, daß hier am Ausgang der Kultur mit kannelierter Keramik (Badener, Peceler Kultur) neue Gruppen erschienen, welche die lokalen Bezeichnungen Vuedol-Zk, Mak-Cska, Nyirseg, beginnende Hatvan-Kultur (?) erhielten 61) Wie es E. F. Neustupny, in: Slovenskä archeolögia VII, 1959, S. 260—284; E.und J.Neustupny, in: Acta Musei Nationalis Pragae, A-Historia XIV, 1960, S. 132 f. bezeichnet haben. 62) A. Medunovä-Beneä ova, Eneolitick vinn sdlit Stare Zamky v Brne-Lisni, in: Pamätky archeologick LV, 1964, S. 91—155, erzielte auf Stare Zamky eine vertikale Stratigraphie, nach der in der jüngsten Schicht (I) Elemente auftauchen, die sich in der vor allem durch die Schicht B auf Star Zamky in Jevisovice (J. Palliardi, Die relative Chronologie der jüngeren Steinzeit in Mähren, Wiener Prähistorische Zeitschrift I, 1914, S. 256—277) repräsentierten Jeviovicer Kultur vorfinden, aber keineswegs alle keramischen Formen der Schicht B. Diese Keramik erscheint in Brno-Lisen zusammen mit Funden, die für die lokalen älteren Horizonte (für die Schichten II und III) sowie für die Schicht Jeviovice C 1 typisch sind. In Anbetracht dieser Tatsache und nach dem Gesamt charakter des Materials aus Mähren, das seine Zugehörigkeit zum weiteren Umkreis der Kultur mit kannelierter Keramik bezeugt, läßt sich schließen, daß im westlichen Teil Mährens die spezifische Formation Jevisovice C 1—Ohrozim bis in den Beginn der eigentlichen Jevisovicer Kultur fort bestanden hat, und dies fast gänzlich unberührt von den der Gruppe Baden-Üny analogen Äuße rungen; die der letzteren verwandte Keramik ist im Gegenteil im östlichen Teil Mährens heimisch, wo jedoch wieder ein dem Horizont Jevisovice C 1 ähnliches Material bisher gänzlich fehlt. Die Thesen von der gleichmäßigen, mehrphasigen Entwicklung der Kultur mit kannelierter Keramik (siehe E. F. Neustupny, in: Slovenskä archeolögia VII, 1959, S. 260—284; A.Tocik, Keramika zdobenä brzdenm vpichom na juhozäpadnom Slovensku, in: Pamätky archeologick LH, 1961, S. 332; ders., K otzke mladho eneolitu na juhozäpadnom Slovensku, in: Studijn zvesti Nitra 11,1963, S. 5—22; V. Pavükovä-Nömejcovä, Sidlisko boleräzskäho typu v Nitrianskom Hrädku, in: Slovenskä archeolögia XII, 1964, S. 163—268), nach denen sich hinter den Horizont Jevisovice C 1—Ohrozim überall die Phase Baden-Üny (klassische kannelierte Keramik) einschieben soll, haben also keine volle Berechtigung. 63) Siehe Anm. 54.