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Der Altlommatzscher Friedhof, von dem wir glauben, daß er zumindest an nähernd vollständig erfaßt wurde 10 ), ist in keiner Weise nach heute noch er schließbaren Regeln untergliedert. Männer- und Frauenbestattungen liegen meist gemischt nebeneinander, wenn auch gewisse kleinere Bezirke eine Häu fung von weiblichen Skeletten erkennen lassen (etwa Gräber 14 und 40—48, wobei lediglich Grab 39 zwischengelagert ist). Dagegen sind die Kindergräber in keinem Falle einzeln angetroffen worden, sondern stets in Gruppen (etwa die Gräber 8-12; 16-19; 21, 22 und 24-28; 31, 32, 34 und 35; 40, 41, 43; 50 und 52). In allen Fällen handelt es sich um Einzelbestattungen auf einem unregelmäßi gen Reihenfriedhof. Für Mehrfachbestattungen in einer Grabgrube — neben- oder übereinander — fehlen jegliche Anzeichen 11 ). Auch in der Grabausstattung sind keine Regeln erkennbar. Trotzdem ist recht auffällig, daß die Bezirke der Gräber 15—19 11“) und 50—53 überhaupt ohne Bei gaben blieben, daß dagegen eine relative Häufung an der Ostgrenze des Gräber feldes auftritt (Grab 1—5, 7, 12 und 13). Hier ist von den Erwachsenengräbern lediglich aus der Grabgrube 3 keine Beigabe geborgen worden. Im Gebiet der größten Konzentrierung der Gräber (Gräber 20—48 bzw. 49) liegen die Bei gabenbestattungen relativ verstreut und machen weniger als 1/a der gesamten Bestattungen aus. Hierbei ist allerdings zu betonen, daß in diesem Bereiche auch die stärkste Anhäufung von Kindergräbern zu verzeichnen ist, die bis auf Grab 47 sämtlich beigabenlos sind 12 ). Interessant ist auch die Verteilung einzelner Beigaben auf Männer- und Frauengräber. Keramik findet sich in 5 Bestattungsgruben für Frauen (Grä ber 1, 4, 5, 37/38, 45), dagegen nur in einem Männergrab (bei Skelett 2). Bei Kindern fehlt Keramik überhaupt, dagegen tritt dort einmal ein Schläfenring auf (Grab 47). Allerdings handelt es sich dabei um kein Kleinkind. Alle ande ren Schläfenringe treffen wir in Frauenbestattungen an (Grab 5, 29 und 45). Im Gegensatz dazu konnten nur aus Männergräbern Messer geborgen werden (Gräber 2, 7, 13 und 49). Das Messer aus Grab 12 (Kindergrab) ist nach seiner Lage als verschleppt zu betrachten (0,35 m höher gelegen als das Skelett) 13 ). Glasperlen fanden sich lediglich in Kindergräbern (Grab 19, 35 und 41; Abb. 59—61), und zwar stets in der Halsgegend. 10) Im Osten nachgewiesenermaßen, da ja dort noch im Zusammenhang mit der Sicherung des bronze zeitlichen Friedhofes ein breiter Streifen jenseits, d. h. östlich der Straße, freigelegt werden mußte. Auch im Westen könnte nur eine abgesetzte Gruppe weit außerhalb des erfaßten Gräberfeldes noch mit erscheinen, im Süden ebenfalls. 11) Hinweise auf slawische Mehrfachbestattungen siehe etwa H. Rempel, a. a. 0., S. 19 f. ll “) Lediglich Grab 19 enthielt eine Glasperle. 12) Siehe Anm. 5. 13) Allerdings ist zu beachten, daß das Messer aus dem Kindergrab 12 das kleinste Stück des gesamten Gräberfeldes darstellt und nach Rempels Beobachtungen durchaus von Jugendlichen- oder Frauen- bestattungen herrühren könnte (a. a. 0., S. 33—35).