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Knickwandtöpfe, hier geltend machten. Allem Anschein nach scheint ihr Typus im Fund von Schnaudertrebnitz, Kr. Borna, vertreten zu sein, es fehlen jedoch leider Angaben über die Fundumstände 81 ). Funde aus Sachsen, die der Vinaricer Stufe nahekommen, finden wir in Grab 9 von Elstertrebnitz 82 ). In der verhältnismäßig reichen Ausstattung dieses Grabes fehlen auch eine sil berne Nadel mit gerieftem vergoldetem Kopf und ein Becher aus sehr dünnem, hellgrünem Glas nicht. Leider konnten davon nur einzelne Scherben geborgen werden, so daß die Rekonstruktion des Trinkgefäßes nicht mehr durchführbar war. Die Nekropole von Elstertrebnitz scheint längere Zeit belegt worden zu sein und behielt wohl die ganze Zeit ihren einfachen clbgermanischen Charak ter. Dafür spricht auch das Unterteil eines kleinen Schalengefäßes mit gerun detem Umbruch aus dunkelgrauem Ton. Die Schulter trägt ein Zickzackband aus Ritzlinien, welches nach unten durch ein Band aus viermal umlaufenden Linien begrenzt wird. Der Unterteil ist mit tief eingedrückten Riefen verziert, die teils schräg, teils radial verlaufen. Der dreieckige Kamm, leider ein Einzel fund dieser Art vom gleichen Gräberfeld, berechtigt zur Datierung in das 5. Jahrhundert. Die Thüringer Drehscheibenschale und andere Nachklänge von Drehscheibenkeramik beweisen, daß das Gräberfeld mindestens bis an das Ende des 5. Jahrhunderts in Gebrauch gewesen sein mußte 83 ). Für einen Vergleich mit dem Fundgut aus Böhmen ist besonders Grab 5 wichtig 84 ), wo die Tote in gestreckter Rückenlage in West-Ost-Richtung lag. Zu ihren Füßen stand ein schwarzbraunes Schalengefäß (H. 97 mm) mit eingeschwungenem Oberteil und fast konischem Unterteil, an der Schulter unregelmäßig umlau fende Rillen. Der scharfe Umbruch trägt spitzovale flache Eindrücke, zwischen denen schmale Grate stehenbleiben. An der rechten Seite des Kopfes lagen ein Bruchstück aus der Mittellage eines Dreilagenkammes mit einem Eisenniet und ein silberner Anhänger, den G. Mildenberger mit Funden aus Holzgerlin gen und Nocera Umbra (Grab 107) vergleicht und den er, sich auf diese beru fend, in das 6. Jahrhundert datiert. Neben diesem jüngeren Formengut des 6. Jahrhunderts wirkt die Schale mit den linsenförmigen Dellen ganz beson ders archaisch. Wahrscheinlich hielt man in den Gebieten nordwärts von Böh men noch lange an althergebrachten elbgermanischen Überlieferungen fest. Das beweisen auch die doppelkonischen Schalen mit Kerben und Lappen am Umbruch — die sog. Zipfelschalen — die B. Schmidt aussonderte und sicher richtig mit Funden aus der Altmark in Zusammenhang brachte 85 ). Soweit der 81 ) G. Mildenberger, u. a. 0., S. 70, 87, Abb. 62. 82) A. a. O., S. 31, Abb. 19, S. 30, Abb. 18. 83) A. a. 0., S. 41, Abb. 29. 84) A. a. O., S. 115. 85) B. Schmidt, Die späte Völkerwanderungszeit in Mitteldeutschland (Veröffentlichungen des Lan- desmuseums für Vorgeschichte in Halle, H. 18), Halle/Saale 1961, S. 97, Taf. 12, e, f, g.