Volltext Seite (XML)
Schildfibeln fand man häufig in Gebieten, wo die Körperverbrennung noch vorherrschender Grabbrauch war, wie in dem Landstreifen, der sich von Mittel deutschland und dem Harzvorland über Brandenburg, Westmecklenburg, Pommern bis nach Skandinavien hinzieht, und man nimmt an, daß sie ein Zeichen des Einflusses mitteldeutscher Lebensführung in diesem Raum seien. E. Schuldt bildete monströse Formen dieser Fibel ab, die aus dem bekannten Gräberfeld von Pritzier stammen, bei welchen Fuß-, Bügel- und Kopfplatte (von viereckiger Form) sehr groß sind und den Bügel völlig verschwinden lassen. Von den Funden aus den Nekropolen in Pritzier und Perdöhl ausgehend, kam E. Schuldt zu der Ansicht, daß jene Fibelformen mit einem geknickten Bügel anstelle eines gewölbten, bogenförmigen, der auch die Gewandhafte aus Bitozeves kennzeichnet, die mecklenburgische Variante der Schildfibeln ver körpern 36 37 38 ). Die Verzierung durch vergoldeten Preßblechbelag, den man schon im römi schen und provinzialrömischen Werkstättenkreis gern verwendete und der auch außerhalb der Grenzen des Imperiums, z. B. im Norden und Nordosten, sehr beliebt war, bildete neben bunten Glasflüssen das Hauptschmuckmittel 37 ). Brandgräber liefern den so verzierten Schmuck meist nur stark beschädigt, dafür bieten uns Körpergräberfunde um so mehr Gelegenheit, diese V erzierungs- weise zu untersuchen, die auch einfache Formen prunkvoll gestaltete. Der Einfluß der reichen Brandgräber und der mitteldeutschen Körpergräber läßt sich gut verfolgen. Ein Großteil der Gräber ist reich mit Fibeln ausge stattet und enthält auch Keramikbeigaben, die meist im Geiste heimischer Traditionen angefertigt wurden; nur hie und da begegnen wir mehr oder weni ger geglückten Nachahmungen mitteldeutscher Tonware. Zu ihnen gehören jene Schalen, die „eine neuartige Erscheinung in den Brand- und Skelettgrä bern in Vorpommern und Rügen“ bedeuten und „die unverkennbare Ähnlich keit mit den Gefäßen aus den mitteldeutschen Skelettgräbern“ zeigen 38 ). Es hat sicher einen guten Grund, daß die besten Belege einer Verwandtschaft zwischen der Keramik der reichen mitteldeutschen Körpergräber und der der Vinaricer Stufe 39 ) in Böhmen erst mit Fibeln von ganz anderer Art zusammen vorkommen als mit solchen, denen wir im 4. Jahrhundert begegneten und die 36) E. Schuldt, Pritzier. Ein Urnenfriedhof der späten römischen Kaiserzeit in Mecklenburg, Berlin 1955, S. 58, Abb. 270—276; vgl. auch die Fibel aus Leuna, Grab 1 aus dem Jahre 1926: W. Schulz, Leuna, S. 17, Tal'. IX,1. Ders., Eine Schildfibel der spätrömischen Zeit von Leuna, Kr. Merseburg, in: Mannu» VI Erg. Bd. 1928, S. 145 f. 37) J. Werner, Die beiden Zierscheiben; B. Stjernquist, Simris, On Cultural Connections of Scania in the Roman Iron Age (Acta Arch. Lundensia 4, 2), Bonn — Lund 1955. 38) E. Petersen, Schalenurnen der frühen Völkerwanderungszeit aus Vorpommern und Rügen, in: Mitteilungen Greifswald 11—12,1940, S. 169 und 174, mit älterem Schrifttum (Anm. 15). B. Svoboda, in: Germania 40, 1962, S. 97 f. a%) Z. B. ist das Grab von Üherce durch eine schöne kerbschnittverzierte Fibel gut datiert: .1. Smolik, Uhereck hrob, Pamtky archeologick XIII, 1885/6, S. 321 f., Taf. XIII.