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mice ist durch längliche, linsenförmige Dellen verziert. Diese Zierelemente drangen im 4. Jahrhundert vom Elbgebiet über Mittelböhmen nach dem Süden des Landes bis nach Pfest"ovice ins Strakonicer Gebiet vor, wo sie in den Werkstätten, die die Urnen für die Brandgräberfelder herstellten, zum Ausgangspunkt eines neuen Dekorationssystems wurden, das für die große Nekropole bei Pet’ovice und verwandte Fundstellen so kennzeichnend ist 33 ). Auch bei der Herstellung des Schmuckes kam es nur selten zu direkten Nach ahmungen. Hier spielten wohl die materiellen Verhältnisse die wichtigste Rolle, Abb. 1. Rybnany bei Louny. Halsscherbe einer Imitation eines Faltenbechers. die hier keinen so großen Aufwand gestatteten, wie wir ihn in Mitteldeutsch land sahen. Bislang ist uns aus dieser Zeit aus Böhmen kein einziges Gold schmiedegrab bekannt geworden. Silber wird nicht allzu häufig verwendet; und anstelle der mühevollen Goldschmiedetechniken gebraucht man meist bronzenes oder vergoldetes Preßblech 34 ). Dieses schmückte sicher auch den Zierschild der einzigen Schildfibel, die uns aus Böhmen bekannt geworden ist. Man fand sie in einem Leichenbrandbehälter in Bitozeves bei Zatec 35 ) zusam men mit nichtssagenden Kleinbeigaben (ein kleiner offener Bronzering, eine Reihe Perlen aus blauem und gelbem Glas und ein Bruchstück einer mikro lithischen Klinge). Die dünnwandige Urne, die nur 88 mm hoch ist, steht schon durch die strenge Gliederung im Aufbau ihres Körpers und durch die sorgfältige Behandlung der Oberfläche der Vinaricer Keramikgruppe sehr nahe. 33) Vgl. dazu B. Svoboda, Zum Verhältnis frühgeschichtlicher Funde des 4. und 5. Jahrhunderts aus Bayern und Böhmen, in: Bayerische Vorgeschichtsblätter 28, 1963, S. 107 ff. 31) Vgl. die silberne Fibel aus Postovice bei Slany: B. Svoboda, Imperium, S. 178, Taf. XVII,1, oder das prächtige Paar Silberfibeln aus Prosmyky (B. Svoboda, Imperium, S. 178, Abb. 34,10) oder die Fibel aus Praha-Podbaba: ders., Imperium, Abb. 31,11. 35) .1. N. Woldrich, Beiträge zur Urgeschichte Böhmens, Mitteilungen der Anthropologischen Gesell schaft Wien 9, 1889, S. 55 f., Abb. 123. A. Mieko, Ein alter germanischer Grabfund aus dem Saazer Land, in: Nachrichtenblatt für Deutsche Vorzeit 18, 1942, S. 261 ff., Abb. 1—7. B. Svoboda, Imperium, S. 207, Taf. XXII,1—7. A. von Müller, Ein reich ausgestattetes Körpergrab aus Lebus (Brandenburg) in: Berliner Blätter für Vor- und Frühgeschichte 6, 1957, S. 14., 22 f.