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Anklänge an die reichen mitteldeutschen Gräber finden wir in entfernter gele genen Gegenden ebenfalls. Ihr Einfluß machte sich in verschiedenen Lebens kreisen geltend, und darum waren die Ergebnisse jeweils wesentlich anders geartet. Ein sehr wichtiger, ja ausschlaggebender Faktor war die Größe des Besitzes und die Opferwilligkeit der Angehörigen. Manchmal ahmte man den ganzen prunkvollen Bestattungsbrauch nach und beerdigte den Verstorbenen in einem geräumigen Grabraum, dessen besonders konstruierte Steindecke wohl ursprünglich auf einer Holzdecke lag und dessen Wände mit Brettern verschalt waren (ielice). In der Grabausstattung fehlte auch der Schmuck der Toten nicht. Man fand Ohrringe, Fibeln, verschiedenartige Anhänger, am Nacken der Toten eine Nadel, die vielleicht einst das Gewand zusammenhielt, Metallgürtelbeschläge, Reste einer sicher reichen, buntfarbigen Perlenkette aus Glas, Steinen und glasiertem Ton. Nach Haßlebener Bestattungssitte gab man auch Tiere in das Grab, deren Knochen aufgefunden wurden, und die üblichen drei Pfeile, deren Spitzen erhalten blieben. Unter den beigegebenen Gefäßen fehlte das Trinkgeschirr selten, das aus einem größeren Gefäß oder einer Flasche und einem Trinkbecher bestand 27 ). Bisher liegt aus Böhmen noch kein Münzfund aus diesen reichen Gräbern vor. Nur das Grab aus Prosmyky bei Litomerice lieferte unter anderem eine flache, kleine kreisförmige Bronze scheibe, die mit dem übrigen Fundgut aus dem gestörten Grab im Litomeficer Museum aufbewahrt wird und die vermutlich eine römische Münze vertreten oder ersetzen sollte. Ihre Lage im Grabe ist aber nicht bekannt 28 ). Obwohl auch in Böhmen der Einfluß des Bestattungsbrauches des Bereiches Leuna — Haßleben deutlich wird, besteht doch ein merklicher Unterschied: die Grabbeigaben sind viel ärmlicher und schlichter. In vielen Fällen änderte sich in Böhmen nur der Grabritus, und man war bestrebt, das Grab möglichst prunkvoll auszustatten. Die Beigaben jedoch behielten nach wie vor elbgermanischen Charakter. Das Vorbild aus Mittel deutschland bereichert und ergänzt sie, aber ändert sie nicht 29 ). Soweit uns 27) M. Wurdiger, Der Fund von Schiesselitz hei Saaz, in: Sudeta I, 1925, S. 186 ff. Den ganzen Grab inhalt mit den rekonstruierten Gefäßen publizierte neuerdings B. Svoboda, K problmm doby sthovn närodu v echch (Zu den Problemen der Völkerwanderungszeit in Böhmen) in: Pamtky archeologicke LI, 1962, S. 187 ff., Abb. I und 2. Das Trinkgeschirr findet sich im Inventar des Grabes von ielice, von Hostka (B. Svoboda, Imperium, S. 221, Abb. 42,1,2; ders., echy v dobe sthovn närodu, S. 75,Taf. XIV,11,13), aber auch in einem Brandgrab von Litomerice (J. Kern, Germanische Miniaturbronzen des 3. Jahrhunderts n. Chr. aus Leitmeritz, in: Sudeta 5, 1929. S. 148 f., Abb. 3; nun auch B. Svoboda, echy v dobe stehoväni närodu, S. 75, Taf. XV,2,3). 28) Die Abbildung des ganzen Grabes brachte II. Preidel, Die Markomannen, in: Vorgeschichte der deutschen Stämme II, Abb. 238, dazu B. Svoboda, Imperium, S. 178, Anm. 132 und 220; nun auch ders., echy v dobe stehoväni närodu, S. 67 f., Abb. 23. (Der Fund istim Heimatmuseum Teplice unter der Inv.-Nr. 12. 108—140 inventarisiert und wurde vom Museum aus zweiter Hand erworben.) 2”) Das kann man gut am Fundgut der Gräber in Praha- Bubene beobachten. Die ziemlich einfache Ausstattung der Körpergräber zeigt deutlich elbgermanischen Charakter: rillenverzierte Gefäße und Armbrustfibeln mit langem Fuß. Manchmal trifft man in den Gräbern mehrere Gefäße an. So