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Kultur betont; beide letztgenannten Kulturen werden heute als gleichlaufend angesehen und als wahrscheinlich völlige (die Salzmünder Kultur) oder teil weise (die Walternienburger Kultur) Vorläufer der Bernburger Kultur, wobei angenommen werden muß, daß sich die Walternienburger und die Bernburger Kultur vielleicht gegen Ende der ersten und im Anfangsstadium der zweiten Kulturformation 9 ) teilweise überdeckt haben. Diese Annahme allein zeigt schon die Schwierigkeiten, die sich einer Klärung der Genesis der Bernburger Kultur entgegenstellen. Die Grundfrage dreht sich um die Einflüsse, die aus dem südöstlichen Kulturkomplex auf die Entstehung und Formung der Bern burger Kultur eingewirkt haben. Nicht minder wichtig ist es, den Zweck, die Intensität und die Ergebnisse des Eingreifens der Träger der Kugelamphoren in Böhmen festzustellen, jener Kulturträger, die neben dem schwächeren, aus 9) Das Problem der chronologischen Beziehungen der Walternienburger zur Bernburger Kultur wurde auf widerspruchsvolle Weise gelöst. N. Niklasson, Studien über die Walternienburg-Bernburger Kultur, in: Jahresschrift Halle XIII, 1925, S. 147—150, unterschied typologisch fünf aufeinander folgende Phasen — zwei ältere Walternienburger und drei jüngere Bernburger; P. Kupka, Die mittel deutschen Ganggräber und die Tonware ihrer Zeit, in: Beiträge zur Geschichte und zur Landes und Volkskunde der Altmark IV, 1923, S. 429 ff; ders., Bemerkungen zur Zeitbestimmung unserer jüngeren Steinzeitaltertümer, in: Beiträge..V 2, 1926, S. 61 ff.; ders., Die steinzeitliche Besied lung Mitteldeutschlands, in: Beiträge..., V 3, 1927, 129 ff., gliederte die Epoche in vier Phasen. C. J. Becker, Mosefundne Lerkar fra Yngre Stenalder, Kbenhavn 1948, S. XIV, vermutet die Aufeinanderfolge von Baalberg-Salzminde- Walternienburg. Ähnlich G. Mildenberger, a. a. 0., S. 92, Taf. 4, der zwei selbständige Kulturen, — die Walternienburger (W I—II) und die Bernburger (B II—III) — hervorhebt; diese erachtet er auf Grund ihrer ungenügenden gegenseitigen Überschich- tung in den Hügelgräbern sowie ihres gemeinsamen Auftretens als kontemporär, wobei ein Teil der Phase WH und B I (nach Niklasson) nicht als Übergangsepoche, sondern als Ergebnis gemeinsa mer Kontakte beider Kulturen aufzufassen sei. G. Mildenberger, a. a. 0., S. 94, zögert nicht, einen früheren Beginn der Bernburger Kultur im Vergleich zur Walternienburger anzunehmen (und zwar ihrer Beziehung zu den „Donauländischen“ Kulturen wegen); dadurch würde die Bernburger Kultur noch mit der Salzmünder Phase Zusammentreffen. Ebenso rechnen auch H. Behrens, Chronologie und historische Abfolge der jungsteinzeitlichen Kulturgruppen Mitteldeutschlands, in: Ausgrabungen und Funde 3, 1958, S. 187, Abb. 21; und J. Driehaus, a. a. 0., S. 187, mit einem gleichzeitigen Bestehen der Walternienburger und Bernburger Kultur, von denen nach ihrer Aus legung wieder die Walternienburger einen früheren Anfang genommen hätte. Wichtig sind die Arbeiten U. Fischers, in: Archaeologia Geographica 2, 1951, S. 98—105; ders., in: L’Europe..., S. 417, der ebenfalls zu dem Schluß gelangt, daß die Walternienburger und Bernburger Kultur eine Zeitlang nebeneinander bestanden hätten; allerdings hält er die Walternienburger Kultur ihrer Beziehung zur Salzmünder Phase und zur älteren Epoche der Ganggräberzeit wegen im wesentlichen für die ältere, die Bernburger Kultur dagegen in Anbetracht ihrer engen Beziehungen zur Kultur der Kugelamphoren für die jüngere. Einen gewissen Synchronismus der Salzmünder Phase der Trichterbecherkultur und der Walternienburger Kultur konstatiert auch J. Preuß, Das jungstein- zeitliche Körpergräberfeld von Tangermünde, Kr. Stendal, in: Wiss. Zeitschrift der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg 111, 1953—1954 (1954), S. 443—445; ders., Die chronologische Stellung der Baalberger, Salzmünder und Walternienburger Gruppe innerhalb der Trichterbecherkultur Mitteldeutschlands, in: L’Europe...,Praha 1961, S. 405—413 und bezeichnet die Salzmünder Gruppe (mit ihrem zeitigeren Beginn) als diejenige, die gegenüber der Walternienburger das südlichere Gebiet des ursprünglichen Ausmaßes der Besiedlung der Baalberger Gruppe eingenommen habe. Die gleichen Schlußfolgerungen, daß mit einem teilweisen Parallelismus der Salzmünder und der Walternienburger Gruppe gerechnet werden müsse — die letztere erlebte noch die Bernburger Kultur — ziehen auch K. W. Struve, Die Einzelgrabkultur in Schleswig-Holstein und ihre konti nentalen Beziehungen, Neumünster 1955, S. 188; M. Zapotocky, in; Archeologicke rozhledy XII, 1960, S. 728, 735, Abb. 278, und im wesentlichen auch H. Knöll, Die nordwestdeutsche Tiefstich keramik und ihre Stellung im nord- und mitteleuropäischen Neolithikum, Münster/Westfalen 1959, S. 152-155. 29