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Besno bis heute die besten Belege für diese Zierweise bietet. Der Leichen brandbehälter sowie alle übrige Keramik von dieser Fundstelle gehören aller dings schon dem 5. Jahrhundert an 20 ). Fast die gleiche Verzierung finden wir auf dem Gefäß aus den zerstörten Gräbern aus Cakovice. Hier reichen die Querrillen sehr weit unter den Umbruch, ähnlich wie bei dem Gefäß aus dem Körpergrab in Merseburg-Süd, das, wie W. Schulz meint, eine Nachahmung einer Vase aus dem „Fürstengrab“ in Haßleben sein soll 21 ). Im Grabinhalt anderer reicher Gräber des 4. Jahrhunderts macht sich der Einfluß der heimischen Produktion ebenfalls deutlich bemerkbar, und zwar sowohl in den westlichen Gebieten wie z. B. in Baden als auch im Osten, in Stre oder in Zkrzw (Sackrau), wie einige Fibeltypen, vornehmlich die Armbrustfibeln mit langem oder umgeschlagenem Fuß, belegen. Auch hier finden wir Anklänge an die bodenständige Keramikerzeugung 22 ). Die mitteldeutschen Werkstätten, die für die Höfe im Bereich von Leuna und Haßleben arbeiteten, übernahmen und stellten einige provinzialrömische Kera miktypen her, so die feintonigen, auf der Drehscheibe gefertigten, reich pro filierten Schalen, Becher mit mehrfach gewulsteter Schulter und vornehmlich Faltenbecher mit ihrer auffallenden, charakteristischen Formgestaltung 23 ). Die ursprüngliche Vorlage wurde aber häufig mit unterschiedlichem Erfolg ver ändert und umgearbeitet, und der Einfluß der heimischen Produktion kommt stellenweise stark zum Ausdruck. Sogar in Haßleben selbst können wir große Unterschiede in der Grabausstattung beobachten. Vorläufig können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob das unterschiedliche Grabinventar auf ein und dem selben Gräberfeld auf chronologische oder gesellschaftliche Ursachen zurückzu führen ist. Der kleine Friedhof reicher Gräber von Emersleben bei Halberstadt zeigt anschaulich, wie sich die hier Bestatteten vieles von den Dingen, mit denen die Gräber von Haßleben prunken, gleichfalls leisten konnten, obwohl ihr Vermögen dem Reichtum der Großen von Haßleben natürlich nicht gleich kam. Unter der Keramik, die durchweg aus freier Hand geformt im elbger- manischen Geschmack angefertigt wurde, ist besonders der Fußbecher aus Grab 2 beachtenswert, bei dem die Einflußnahme der provinzialrömischen 20 ) R. v. Weinzierl, Nälez z popelnicovho hrobu u Bsna (Wießen) Pamätky archeologick XVI, 1893—1985, S. 765 f., S. 768, Taf. XLVI,3. J. L. Pic, Die Urnengräber Böhmens, Leipzig 1907, S. 182, 413, Taf. XCIX,3. J. Schränil, Die Vorgeschichte Böhmens und Mährens, Berlin und Leip zig 1928, S. 275, Taf. 60,28. B. Svoboda, in: Germania 40, 1962, S. 94 f., nun auch in: echy v dobe sthovn narodü, S. 97, 99 f., Taf. XXXVIL 21) W. Schulz, Leuna, S. 58, jetzt B. Svoboda, echy v dobe sthovn narodü, S. 93. 22 ) Dr. Grempler, Der I. Fund von Sackrau, Berlin 1888, Taf. II—IV. Ders., Der II. und III. Fund von Sackrau, Berlin 1888, Taf. I, III, IV, V. Ondrouch, Bohat hroby z doby rimskej na Slovensku, Novsie nälezy ..., Bratislava 1957, S. 96 f., Abb. 23, Taf. 21,1. 23) A. Dauber, Neue Funde der Völkerwanderungszeit aus Baden (Gerlachsheim, 11 wesheim, Zeutern), in: Badische Fundberichte 21, 1958, S. 139 f., stellt fest, daß „die Keramik der Grüber 3 und 4 aus schließlich durch römische Formen bestimmt ist“ (S. 147), oder daß sie Typen aus provinzial römischen Werkstätten nahesteht (Bechern, Weiterbildungen der Typen Alzey 24—26 und anderer linksrheinischer Nigraware, z. B. Flaschen).