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hungskraft, welche jener Siedlungskammer zwischen Saale und Weißer Elster innewohnte und die wir vor allem in ihrer Schlüsselstellung für die Bronze metallurgie begründet sehen 73 ), erscheint jedoch die letztgenannte, hier ledig lich konstruierte Version wenig einleuchtend, ganz abgesehen von den sich daraus ergebenden Folgerungen in ethnischer Hinsicht. Unabhängig hiervon unterstreichen die dargebotenen Proben von stempelver zierter Scheibenware auf ihre Weise nachdrücklich den Zusammenhang des Orlagebietes mit der Welt des Südens. Dabei ist nicht zu übersehen, daß ent sprechend dekorierte Tonware bis tief in den mitteldeutschen Raum hinein Eingang gefunden hat (Abb. 18). Allerdings werden diese Stücke, von denen eine Anzahl für die Stufe Latene B in Anspruch genommen wird, auch in jüngere Fundzusammenhänge verwiesen, ja mehrfach gehören sie ausgespro chen der Spätlatenezeit an 74 ). Dennoch steht außer Zweifel, daß die besagten Beispiele zumindest in der Verzierungstechnik die Tradition jener charak teristischen Vertreter aus dem südlichen Thüringen fortsetzen 75 ). So läßt sich für die augenfälligsten der im Orlagau ausgeprägten Stempelmotive 76 ) aus Innerthüringen und Sachsen sowie aus dem nördlich daran anschließenden Bereich mühelos Vergleichbares anführen (Innerthüringen: u. a. Erfurt-Gis persleben 77 ), Erfurt-Möbisburg 78 ), Graitschen, Kr. Eisenberg 79 ), Hainichen, Kr. Jena 80 ), Kyffhäuser, Oberburg 81 ), Seebergen, Kr. Gotha 82 ), Sonneborn, Kr. Gotha 83 ); Sachsen: u. a. Cröbern, Kr. Leipzig 84 ) 85 ), wohl Delitzscher Ge- 73) So kürzlich auch wieder G.Neumann, Besprechung von J. Filip, Die keltische Zivilisation und ihr Erbe, in: Ethnographisch-Archäologische Zeitschrift 5, 1964, S. 89; zuletzt H. Kaufmann, Der Maskenarinring von Pößneck, in: Jahresschrift Halle 50, 1966, bes. S. 219; dazu ders., Der Maskenring von Pößneck und andere menschliche Gesichtsdarstellungen der Latenezeit in Mittel deutschland, in: Praehistorische Zeitschrift XLIII (im Druck). 71) Vgl. auch K.-H. Otto und H. Grünert, a. a. 0., S. 395: „Besonders die in der ersten Gruppe (= Latene B/C) typischen Stempelverzierungen kommen auch noch im letzten Jh. v. u. Z. vor.“ 75) Vgl. hierzu auch unsere Bemerkungen in Germania 41, 1963, S. 411, wo i. B. auf die Drehscheiben technik ganz allgemein die Steinsburg sowie der Orlagau als die am weitesten nach Norden vor geschobenen Posten charakterisiert werden, welche für eine Vermittlung des fortschrittlicheren Produktionsverfahrens zunächst in Betracht kämen. 76) Siehe oben, S. 291 ff. und Abb. 12—16. 77) W. Schulz, Die Bevölkerung Thüringens..., a. a. 0., 1928, S. 109 und Taf. XXVII, 2. ’S) K. Peschel, a. a. 0., 1962, S. 152, Taf. 48, B 4 und 6. 79) K. Simon, Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung des Alten Gleisbergcs bei Bürgel, Kr. Eisen berg. Ungedruckte Diplomarbeit, Jena 1962, S. 193 f. 80 ) G. Neumann, Der Stein von Hainichen bei Dornburg a. d. S., eine bedeutsame religionsgeschicht liche Urkunde, in: Alt-Thüringen 1, 1955, S. 314 und Abb. 3,5. 81) G. Neumann, a. a. 0., 1940, S. 339 f. und Taf. 3, Abb. 1. Neumann hat den aus zwei Reihen von „laufendem Hund“ bestehenden Dekor der Schulterscherbe vom Kyffhäuser hier bereits mit dem der Gefäße aus Grab 9 von Ranis (Abb. 3 bzw. 13) sowie von Wernburg (Abb. 7 bzw. 15) verglichen. Die Übereinstimmung mit dem letztgenannten Beispiel, für die bereits der in beiden Fällen fehlende Zwischenwulst angeführt wurde, beruht außerdem noch in dem jedesmal durch Querstege unter brochenen Stempel. 82) H. Kaufmann, a. a. 0., 1957, S. 179 und Abb. 19,3.