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ZU STEMPELVERZIERTER DREHSCHEIBENWARE DER LATNEZEIT IN MITTELDEUTSCHLAND*) Von Hans Kaufmann Zu den mannigfachen Fragen, mit denen sich die mitteldeutsche Latenefor- schung konfrontiert sieht, zählt auch die Einschätzung der Drehscheibenkera mik, welche jenseits von Erzgebirge und Thüringer Wald in unterschiedlich dichter Streuung, vereinzelt sogar bis in norddeutsche Gegenden 1 ), nachweis bar ist 2 ). Fest dürfte zunächst stehen, daß es sich hierbei um eine Erscheinung handelt, die — im griechischen Mittelmeergebiet und weiter südöstlich ver wurzelt — durch keltische Vermittlung Eingang gefunden hat 3 ). Auf Grund des Nachweises von Töpferöfen innerhalb der germanisch-keltischen „Kon taktzone“ 4 ), in deren Zusammenhang scheibengedrehte Tonware begegnet, kann die örtliche Produktion dieses Geschirrs in gewissem Umfang als gesi chert gelten. Außerdem gibt es Anhaltspunkte für den Import von scheiben gedrehten Töpferartikeln 5 ). •) Herrn Prof. Dr. Gotthard Neumann, Jena, zuin 65. Geburtstag am 8. Juni 1967 gewidmet. 1) Vgl. Th. Voigt, Gab es zur Spätlatnezeit eine selbständige Kulturprovinz im Saalegebiet?, in: Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 41/42 (Festschrift W. Schulz), 1958, S. 431, Abb. 10' („Verbreitungskarte der— jüngeren — latenezeitliehen Drehscheibenkeramik und der Nachahmungen ihrer Gefäßformen im Elbe-Saalegebiet"); dazu 0. F. Gandert, Älteste Geschichte des Berliner Raumes, in: Heimatchronik Berlin, Köln 1962, S. 36 f.; neuerdings H. Seyer, Die vorrömische Eisenzeit in den brandenburgischen Bezirken. Ungedrucktc Dissertation, Berlin 1965. 2 ) Zusammenfassend K.-H. Otto und H. Grünert, Das Verhalten der Germanen zur Scheibentöpferei in der vorrömischen Eisenzeit, in: Jahresschrift Halle 41/42,1958, S. 389 ff.; neuestens H. Grünert, Die latenezeitliche Drehscheibenkeramik im Gebiet der Deutschen Demokratischen Republik. Acta VII. Internationaler Kongreß für Vor- und Frühgeschichte, Prag 1966 (im Druck). 3 ) Vgl. A. Rieth, 5000 Jahre Töpferscheibe, Konstanz 1960, S. 44 ff. 4 ) Niederroßla, Kr. Weimar: E. Schirmer, Ein germanischer Töpferofen in der Flur Niederroßla, Landkreis Weimar, in: Der Spatenforscher 6, 1941, S. 22 ff.; Oberthau, Kr. Merseburg: V. Toepfer, Ein Brennofen aus der Spätlatnezeit von Ermlitz-Oberthau im Kreise Merseburg. Festschrift des Römisch-Germanischen Zentralmuseums zur Feier seines hundertjährigen Bestehens III, Mainz 1952, S. 72 ff., und Gotha: H. Kaufmann, Ein latcnczcitlicher Töpferofen am Fischhaus bei Gotha, in: Alt-Thüringen 6 (Festschrift G. Neumann), 1963, S. 436 ff. Hinzu gesellt sich offenbar noch eine weitere derartige Anlage aus dem westlichen Thüringen von Sättelstädt, Kr. Eisenach, vgl. R. Kar cher, Neuere vorgeschichtliche Ausgrabungen und Funde im Eisenacher Land, in: Heimatblätter für den Kreis Eisenach, 1938, II. 2, S. 33 und bes. S. 35. — Dagegen beruht der in Alt-Thüringen 6, 1963, S. 391, Anm. 18, erwähnte Töpferofen „südlich von Erfurt“ offenbar auf einer Verwechslung mit jenem von Gotha-Fischhaus. 5 ) Vgl. u. a. St. Jasnosz, Wielkopolskie znaleziska celtyckiej ceramiki malowanej (Finds of the Celtic painted pottery in West Poland), in: Wiadomoci Archeologiczne XXV, 1958, S. 223 ff.; O. F. Gan-