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INTERPRETATIONSMÖGLICHKEITEN DER SKYTHISCHEN GOLDFUNDE VON WITASZKOWO (VETTERSFELDE) Von Tadeusz Malinowski Das Problem der Anwesenheit der Skythen in Mitteleuropa erregt schon seit vielen Jahrzehnten das Interesse der Forschung, vor allem der Archäologie und der Geschichtswissenschaft*). Im allgemeinen zeigt die Diskussion über die westlichen Einbrüche der Skythen, die u. a. verschiedene polnische und deutsche Gebiete erreicht haben sollen, daß ein Teil der Forscher die Anwesen heit der Skythen in diesen Gebieten annimmt, daß aber andere die Ansicht vertreten, daß die bisher vorhandenen Forschungsquellen, sowohl die archäo logischen als auch die historischen, eine solch weitgehende Folgerung nicht erlauben. Die Forscher, die den Aufenthalt der Skythen auf den uns interessierenden Gebieten annehmen, heben als Hauptargument hervor, daß die in den Burgen, in Felsenhöhlen und in Gräbern der Bevölkerung der Lausitzer Kultur auf- gefundenen Militarien unzweifelhaft skythischer Herkunft sind. Eines der Hauptargumente ist die Tatsache, daß in der Ortschaft Witaszkowo, Kr. Lubsko — früher Kr. Gubin (ehern. Vettersfelde, Kr. Sommerfeld — früher Kr. Guben) —, ein Satz von Goldgegenständen vorwiegend skythischer Her kunft gefunden wurde (Abb. 1). Diese Gegenstände im Zusammenhang mit *) Die vorliegende Arbeit ist die minimal geänderte Textübersetzung eines Artikels, der unter dem Titel ,,Moliwoci interpretacyjne znaleziska zlotych przedmiotow scytyjskich w Witaszkowie“ in der Zeitschrift Wiadomoci Archeologiczne, Bd. XXX, H. 3—4, Warszawa 1964, S. 215—220, er schien. Indem wir die nachfolgenden Bemerkungen unterbreiten, möchten wir die Tatsache unter streichen, daß gleichzeitig mit ihrem Erscheinen in polnischer Sprache drei Artikel des slowakischen Archäologen M. Duek publiziert wurden, in denen der Verfasser in der Frage des Aufenthaltes der Skythen in Mitteleuropa und der Interpretation des Charakters der Funde in Witaszkowo bisweilen eine sehr nahestehende Stellung annimmt (vgl. M. Duek, Waren Skythen in Mitteleuropa und Deutschland?, in: Prähistorische Zeitschrift XLH, 1964, S. 49—76; ders., Einfluß der Thraker auf die Entwicklung im Karpatenbecken in der jüngeren Hallstattzeit, in: Izvestija na Archeologiceski ja institut XXVII, Sofia 1964, S. 55—76; ders., Rcgiunile carpato-dunärene si sudul Slovaciei in etapa hallstattian tirzie, in: Arheologia Moldovei II—III, Iai 1964, S. 273—298). Außerdem möchten wir hinzufügen, daß eine Gruppe Wissenschaftler des Archäologischen Museums in Poznan im Herbst 1964 Oberflächenuntersuchungen in Witaszkowo durchführte. Im Verfolg dieser Unter suchungen wurden vier archäologische Fundstellen aufgedeckt, die als die Fundstellen des Verbandes von Gegenständen skythischer Herkunft in Betracht kommen können. An drei dieser Stellen wurden Gefäßscherben hauptsächlich „grober Arbeit“, die aller Wahrscheinlichkeit nach der Lausitzer Kultur angehören, aufgesammelt.