Volltext Seite (XML)
Für eine sichere Geschlechtsbestimmung sind die vorliegenden Leichenbrände wenig aussagefähig. Die drei (Gräber 2, 5 und 6) im adulten Alter Ver storbenen konnten als eher weiblich bestimmt werden, wobei jedoch aussage kräftigere Partien, besonders des Schädels, nur in wenigen Resten (kleine Bruchstücke des oberen Orbitarandes in den Gräbern 2 und 6) vorliegen. Die Leichenbrände der beiden Kinder sind hinsichtlich des Geschlechts infolge des im frühen Kindesalter am Knochenbau nicht ausgeprägten Sexualdimorphis mus unbestimmbar. Pathologische Veränderungen an den Knochen wurden nicht beobachtet. — Der Grad der Verbrennung kann bei vier Leichenbränden (Gräber 1, 2, 6 und 9) als vollkommen bezeichnet werden. Lediglich unter den Brandresten aus Grab 5 fanden sich gehäuft dunkel gefärbte Knochenteile, die auf niedrigere Temperaturen bei der Verbrennung hinweisen. Nach der durchschnittlichen Größe der Knochenpartikelchen lassen sich die untersuchten Leichenbrände als fein- (Gräber 1, 5 und 9) bis mäßig grobstückig (Gräber 2 und 6) bezeichnen. Die Leichenbrandmenge aus Grab 6 macht einen unvollständigen Eindruck, zumal auch das relativ geringe Gewicht des Urneninhaltes die Vermutung nahelegt, daß offenbar nicht die gesamten Reste des verbrannten Toten in die Urne gelangt sind. Nach Aussage des Fundstoffes ist also jener Hügel am Nordwestrand der Harth im Verlaufe der Jungbronzezeit (Montelius Periode IV) errichtet und während der entwickelten jüngeren vorrömischen Eisenzeit (Latene B/C) mit Gräbern belegt worden 32 ). Die Wiederbenutzung von Bestattungsplätzen der Bronze zeit Lausitzischer Prägung durch Träger des mitteldeutschen Zweiges der Jastorf-Gruppe, d. h. die frühesten in unserem Lande faßbaren Germanen 33 ), ist an sich im nordwestlichen Sachsen häufig zu beobachten 34 ), wobei gerade das Leipziger Kreisgebiet in der Statistik solcher zweifach belegten Gräber felder an der Spitze steht 35 ) (Abb. 21). Der 1964 untersuchte Harth-Hügel a2) An neueren allgemeinen Übersichten für das in Betracht kommende Gebiet vgl. u. a. G. Milden berger, Die vor- und frühgeschichtliche Besiedlung im Gebiet des Kreises Leipzig, in: E. Eichler, E. Lea, H. Walther, Die Ortsnamen des Kreises Leipzig (= Deutsch-slawische Forschungen zur Namenkunde und Siedlungsgeschichte 8), Halle 1960, bes. S. 143 f.; J. Göschel, Die Besiedlung in vor- und frühgeschichtlicher Zeit, in: Die Orts-, Flur- und Flußnamen der Kreise Borna und Geit hain ( Mitteldeutsche Forschungen 31), Köln-Graz 1964, bes. S. 314 f. und W. Schlesinger, Geschichtliche Einführung, in: Sachsen ( Handbuch der historischen Stätten Deutschlands 8), Stuttgart 1965, bes. S. XXIII f. 33) Vgl. H. Grünert, Früheste Germanen im Süden der DDR, in: Ausgrabungen und Funde 3, 1958, S. 252 f. 34) Zuletzt H. Kaufmann, Bemerkenswerte Urnenfunde in Pauschwitz, Kr. Grimma, in: Sächsische Heimatblätter 11, 1965, S. 145 ff.; ders., Bronze- und latenezeitliche Grabfunde in Pauschwitz, Kr. Grimma, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 14/15, 1966, S. 133 ff. 36 ) H. Grünert, a. a. 0. (1957), S. 24; zu seitherigen Nachträgen siehe H. Hanitzschund G. Milden berger, Die vorgeschichtliche Besiedlung im Bereich des Matthäikirchhofes, in: Forschungen zur Vor- und Frühgeschichte 4, 1960, S. 82, Anm. 95 ( Markkleeberg-West, Lkr. Leipzig); W. Cob- 16 241