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gezogen werden 24 ). Zu dem eigenartigen Stäbchen aus Bronzeblech von Grab 2 (Abb. 7,4) schließlich sind uns zunächst keine unmittelbaren Parallelen be kannt. Eine Zugehörigkeit der schon oben behandelten 25 ) Spiralscheibe (Abb. 19,2) zur latenezeitlichen Bestattungsphase des Hügels erscheint ebenfalls denkbar, zumal dieser Bronzeschmuck dicht neben der isoliert stehenden Schale im Südostsektor (Fund 3) angetroffen wurde. Ist doch im nördlich benachbarten Jastorfgebiet verschiedenartiger Spiralschmuck mehrfach bezeugt, so beispiels weise in Hohenwarthe, Kr. Burg 26 ), Schermen, Kr. Burg 27 ) und Börnicke, Kr. Nauen 28 ). Zu einem Spiralohrring dürfte sich unsere fragmentierte Scheibe in dessen kaum ergänzen lassen. Hiergegen sprechen einmal die Maße des Stückes (sowohl Durchmesser der Scheibe als auch Dicke des Drahtes), zum anderen die Tatsache, daß es nicht als Paar, sondern singulär vorliegt. Spiralohrringe verkörpern ohnehin eine in Nordwestsachsen bislang nicht sicher nachgewie sene 29 ) und auch im Mitteleibgebiet äußerst seltene Form 30 ). Die in fünf Urnen enthaltenen Leichenbrände 31 ) gehören zu fünf Individuen; Doppelbestattungen konnten nicht nachgewiesen werden. Zwei der Beigesetzten sind im frühen Kindesalter (Infans I) gestorben, wobei allerdings nur bei einem der Leichenbrände (Grab 1) auf Grund des Zahnbefundes Anhaltspunkte für eine genauere Altersbestimmung vorliegen, während im zweiten (Grab 9) nur die sehr geringe Dicke der Schädel- und Langknochenfragmente die Alters gruppe erschließen läßt. Das Sterbealter der anderen drei Toten kann mit „Adult“ nur annähernd umrissen werden; Hinweise auf eine Einengung dieser relativ großen Zeitspanne sind gering (Grab 2). 24) Vgl. hierzu u. a. H. Grünert, a. a. 0. (1957), bes. S. 170, 204 f. und 221 f. 25) Siehe Seite 237. 26) K.-H. Otto, Die Ostausbreitung der Germanen im mittleren Elbgebiet in den letzten Jahrhunderten vor Beginn der Zeitrechnung, ungedr. Phil. Diss. Halle 1939, Taf. VIII, 9—10. 27) K.-H. Otto, a. a. O., Taf. VII, 3-7. 28) E. Reinbacher, Börnicke, ein ältereisenzeitlicher Urnenfriedhof im Havelland, Teil 1. Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Schriften der Sektion für Vor- und Frühgeschichte 14, Berlin 1963, Taf. 22,31,43 und 58. 29) Der bronzene Spiralscheibenrest von Podelwitz, Ortsteil von Tanndorf, Kr. Grimma (Müller, Einiges über alte wendische Befestigungen [Rund- und Ringwälle] in der Umgebung Leisnigs, in: Mitteilungen des Geschichts- und Alterthums-Vereins zu Leisnig im Königreiche Sachsen 1, Leisnig 1868, S. 45 ff. und Taf. 1, Fig. VI: hier fälschlich unter dem Fundort Brösen, Kr. Döbeln!) kann nicht sicher als Ohrring angesprochen werden, worauf auch H. Grünert, a. a. 0., S. 204, hinweist. 30) Als einzige sicher so anzusprechende Vertreter vermögen wir lediglich die zu einem Ohrringpaar gehörigen Stücke von Zerbst nachzuweisen (K.-H. Otto, a. a. O., Taf. V, 8—12). Weiterhin ist auch ein Exemplar von Niegripp, Kr. Burg, als Spiralohrring bezeichnet worden (Chr. Liebsch wagcr, Ein jastorfzeitliches Gräberfeld von Niegripp, Kr. Burg, in: Jahresschrift für mitteldeutsche Vor geschichte 46, 1962, S. 261 ff. und Abb. 41). 31) Die Untersuchung wurde von V. Geupel während eines Übungskurses im Rahmen der Absolventen- förderung der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin am Institut für Anthropologie der Humboldt-Universität (Direktor: Prof. Dr. Dr. H. Grimm) durchgeführt.