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anderseits nach der Bronzeindustrie. Bei den Bronzen selbst zeigen sich die gegenseitigen Beziehungen auf verschiedene Weise. Manche Bronzeer zeugnisse sind beiden Gebieten gemeinsam; größtenteils sind sie jedoch in einem der Gebiete hergestellt und ihre Erzeugung ist erst später auch in das andere Gebiet übertragen worden. Manchmal ist die Beeinflussung der lokalen Produktion erkennbar: sie offenbart sich oft in der Nachahmung der benach barten Formen auf die heimische Art oder in der Benutzung fremder Zierele mente auf den einheimischen Typen. Einige Bronzegegenstände stellen offen kundig Importe aus dem benachbarten Gebiet dar. Außer diesen Merkmalen des direkten Kontaktes bildet das Gebiet nordwärts des Erzgebirges den Ver mittler zu Norddeutschland und umgekehrt, während sich das böhmische Gebiet wiederum an der Vermittlung der süddeutschen und mitteldonau ländischen Urnenfelderbronzen beteiligt. Erst die Zusammenfassung aller die ser angeführten Merkmale während der jüngeren und späten Bronzezeit gibt ein wirkliches Bild von der Entwicklung und den Wandlungen der kulturellen Beziehungen beider Gebiete. Der Gesamtcharakter und das Gepräge der Hortfunde zeigen oftmals die Ver schiedenheit der Kulturbereiche mit abweichendem kulturellem und wirtschaft lichem Niveau 2 ). Solchen ausgeprägten Unterschieden im Gesamtcharakter der Depots begegnen wir gerade am Anfang der jüngeren Bronzezeit. Auf dem Gebiete der böhmischen Knovizer-Milavecer Kultur Süd-, West- und Nord- westböhmens befinden sich fast ausschließlich sehr umfangreiche Depots, die beinahe nur Brucherzmaterial und Rohstoff enthalten. Dadurch entsprechen sie sehr gut dem Charakter der Brucherzfunde der süddeutschen und mittel donauländischen Urnenfeldergebiete. Für den Lausitzer Kulturkreis und die an ihn angrenzenden, wie z. B. den thüringischen, aber auch für die Lausitzer Kultur Ostböhmens, für Nordmähren oder die Nordslowakei sind dagegen große Hort funde typisch, in denen sich entweder ausschließlich oder überwiegend Gegen stände eines einzigen, für jenes Gebiet charakteristischen Typs vorfinden. Im thüringischen Gebiet sind große Sicheldepots oder jene Hortfunde anzutreffen, in denen größtenteils die typischen thüringischen Halsringe auftreten, in der Lausitz kommen wiederum oft Funde der schweren gedrehten Armringe vor 3 ). Im Lausitzer Gebiet Ostböhmens sind es die Depots mit stabförmigen Arm bändern, ähnlich wie im nordmährischen schlesischen Gebiet, wo auch kleinere 2) W. A. v. Brunn, Der Schatz von Frankleben und die mitteldeutschen Sichelfunde, in: Prähistori sche Zeitschrift 36, 1958, S. I ff.; 0. Kytlicovä, Odraz eskch kultumich oblasti v hromadnych nälezech, in: Referty o pracovnich vysledcich cs. archeolog za rok 1961, Smolenice 1962, S. 139—148; dies., Böhmische Hortfunde aus der Zeit der Knovizer Kultur, ungedruckte Kandidatendissertation. 3 ) 0. Kleemann, Der Verwahrfund von Oberthau, in: Prähistorische Zeitschrift 30/31, 1939—1940, S. 199 ff.; W. A. v. Brunn, in: Prähistorische Zeitschrift 36, 1958, S. 1 ff.; ders., Ein Bronzefund aus dem Vogtland, in: Arbeits- und Forschungsberichte zur sächsischen Bodendenkmalpflege 4, 1954, S. 285 ff., Abb. 20.