LDP: Publikationen des Landesamts für Archäologie Sachsen
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Titel
Technische Bemerkungen zu den Spiralplattenfibeln aus Sachsen. Zur originalgetreuen Rekonstruktion der Göttwitzer Fibel und einer alten Nachbildung der Fibel von Obergurig
Die Spiralplattenfibel von Obergurig (Abb. 10 und 11) Eine gute Parallele zum Göttwitzer Stück bildet die Fibel von Obergurig. Beide gleichen sich bis auf unwesentliche Maßunterschiede fast genau. Im Grundaufbau ist das linsenförmige Ausgangsprofil konisch, es schwankt im Maß der Breite und Stärke sehr unterschiedlich und erweckt nur den Anschein einer gleichmäßigen Verjüngung. Dies entspricht genau den Eigenheiten der Göttwitzer Fibel. Das Einrollen des Profilstabes zu den Spiralplatten ist hier aber anders verlaufen. Man hat dem Bestreben des Profilstabes, sich beim Biegen über die hohe Kante seitwärts umlegen zu wollen, nachgegeben. Das Eindrehen der Spiralen ging mit diesem Profil dadurch leichter und wurde auch in den Windungen sauberer, weil während der Drehungen keine Korrek turen vorgenommen zu werden brauchten. Durch die seitlich gezogene Schräg lage des Profils kam die neue Biegung immer gleichmäßig straff unter den jeweils letzten Gang (Abb. 12). Dadurch entstand eine flächenartige Spiral platte, durch die man nicht hindurchschauen konnte. In diesem Zustand federn die so entstandenen Spiralplatten nur nach einer Seite, und zwar ent gegengesetzt dahin, wo die innere Außenkante des Profils durch den schrägen Zug seitlich unter die vorhergehende äußere Außenkante zu liegen kam. In unserem Fall also nach der Vorderseite, wo die Nadel aufliegt. Daraus erklärt sich auch die enorme Länge von 5175 mm des errechneten Profilstabes. Durch den teils schichtenmäßigen Aufbau einer solchen im Ausmaß großen Spiral platte wird natürlich auch ein solch langer Profilstab benötigt. Das Original hat viele Deformierungen erhalten, deshalb befinden sich nicht mehr alle Gangführungen in der ursprünglichen Lage. Bei der Göttwitzer Fibel, an der wahrscheinlich mit diesem bedeutend kürzeren Profilstab eine möglichst große Spiralplatte erreicht werden sollte, wurde das schwierige Drehen über die hohe Profilkante angewendet. Demzufolge kann man auch zwischen den Spiral gängen hindurchschauen, und die Federung ist für beide Seiten frei. An der Nadelhalterung war die Fibel in neuerer Zeit zerbrochen. Die Bruch stelle ist nachträglich sehr mangelhaft wieder mit Messinglot hart verlötet worden (Abb. 13). Ein Bruchstückchen von der im Querschnitt runden, 4,5 mm starken Schadstelle fehlt, denn diese Partie ist jetzt zu kurz und zu eckig, es fehlt die schöne weiche Rundung an der Biegestelle, welche die Höhe der Nadelrast ausgeglichen hätte. Die Bruchursache lag einwandfrei am Über hitzen des Materials; es hatten sich schon Feuerrisse gebildet, an denen sich der Bruch später vollzog 6 ). Ein weiterer, sehr gefährlicher Feuerriß hat sich 6 ) In den Fundakten ist das Jahr 1885 angegeben. 1903 wurde diese Fibel kartiert, die kärglichen Fund umstände beschrieben und das Stück dabei fotografiert. Bei dem genauen Betrachten der Fotos war die Fibel bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht zerbrochen, und die eine Spiralplatte war nicht so arg deformiert.